„Ich könnte mir eine Bischöfin Sattler ganz hervorragend vorstellen, wenn das weltkirchlich gut geregelt wäre“, sagte er der „Zeit“-Beilage „Christ & Welt“ mit Blick auf die Theologieprofessorin Dorothea Sattler. Umgekehrt könnte er auch etwas mit seinem Leben anfangen, wenn er nicht Bischof wäre.
In der römisch-katholischen Kirche werden bisher nur Männer zu Priestern und Bischöfen geweiht. In „Christ & Welt“ kritisierte Kohlgraf das in ungewöhnlich deutlichen Worten: „Wir verhindern die Verkündigung des Auferstandenen, indem wir uns in der Frauenfrage verkrallen“, so der Bischof. „Die mangelnde Geschlechtergerechtigkeit versperrt den Weg zum Kern unserer Botschaft.“ Das habe er in einem Gespräch auch Papst Franziskus gesagt. Sattler, die Theologieprofessorin an der Universität Münster ist und das Frauenforum im katholischen Reformprozess „Synodaler Weg“ leitet, verlangt die Teilhabe von Frauen an allen Diensten und Ämtern. „Die römisch-katholische Kirche muss sich vor Gott rechtfertigen, wenn sie die Charismen der Frauen nicht für die Verkündigung des Evangeliums einsetzt.“ Zur Frage, ob sie unter anderen Voraussetzungen Bischöfin werden würde, sagte die 62-Jährige, in einer anderen Lebensphase wäre sie offen. „Ich verkündige sehr gerne das Wort Gottes. Und das Zweite Vatikanische Konzil sieht das als primäre Aufgabe der Bischöfe an.“ Kohlgraf versicherte, er werde ohne eine entsprechende Reform nicht einfach Frauen weihen. „Ich setze hier keinen umstürzlerischen oder kirchenspalterischen Akt. Obwohl es diese Erwartung gibt.“
Er sei gehorsam gegenüber Rom, aber sein Gehorsam heiße nicht, nur Sätze nachzubeten.