Polizeipräsident von Essen warnt vor mehr Clan-Kriminalität

Das Problem der Clan-Kriminalität hat sich nach Angabe des neuen Polizeipräsidenten von Essen und Mülheim an der Ruhr, Andreas Stüve, auf zahlreiche Gebiete ausgeweitet.

„Nach meiner Einschätzung machen die Clans alles, womit man illegal Geld verdienen kann. Es gibt kein exklusives Geschäftsmodell“, sagte Stüve der „Welt“.

Das könne auch Sozialbetrug oder das Phänomen „falsche Polizisten“ sein, die an Vermögen älterer Menschen herankommen wollten, oder das Thema „Wucher“, bei dem Tatverdächtige als vermeintlich seriöse Handwerker auftreten würden und für schlechte oder gar nicht erst erbrachte Leistungen hohe Preise forderten. Die Szene könne „schnell erkennen, in welchen Feldern Profitmöglichkeiten bestehen, und sie reagiert auf Bekämpfungsstrategien, da sind Clan-Kriminelle sehr flexibel“. Wenn man sich von einer Idee viel verspreche, dann werde sie „sehr schnell und sehr intensiv“ umgesetzt. „Dann ist es unsere Aufgabe, genauso schnell zu erkennen, in welchen neuen Kriminalitätsfeldern agiert wird“, so Stüve. Durch einen hohen Präsenz- und Kontrolldruck der Polizei in Essen seien „die erkennbaren Straftaten, Tumultgeschehen auf der Straße oder aggressives Verhalten gegenüber Ordnungskräften deutlich zurückgegangen“. Dies dürfe jedoch nicht zu dem Trugschluss führen, dass die Beteiligten sich von jetzt an legal verhielten, weil sie zur Einsicht gekommen seien. „Es ist eine lang gewachsene Erfahrung, dass man mit kriminellem Verhalten durchkommt und dass es lukrativ ist“, so Stüve. Tätergruppen hätten über Jahre und Jahrzehnte unbehelligt agieren können, ehe das Problem klar benannt worden sei. Nachwuchs für die Clan-Kriminellen stamme nach polizeilichen Erkenntnissen aus der dritten Generation der Familien. „Sie werden in die Clan-Szene hineingeboren und wachsen darin auf. In den wenigsten Fällen sind es neue Zuwanderer“, sagte Stüve. Der neue Polizeipräsident verteidigte auch den Begriff „Clan-Kriminalität“, der politisch umstritten ist. „Der Begriff ist auf der Arbeitsebene etabliert, ohne dass er stigmatisierend wirken soll. Ich kann damit ein Phänomen beschreiben und international sofort sprechfähig sein“, betonte Stüve. Man könne grenzüberschreitend mit wenigen Worten dem Gegenüber deutlich machen, worüber man reden wolle. „Allen ist dabei klar, dass wir nicht ganze Familien, sondern nur die Individuen meinen, die kriminell sind“, so Stüve.




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