Das Oberhaupt der Evangelischen Kirche im Rheinland, Präses Thorsten Latzel, räumt institutionelles Versagen im Zusammenhang mit Missbrauchsfällen ein. „Ja, es hat institutionelles Versagen bei Missbrauchsfällen gegeben – auch bei Menschen auf den Leitungsebenen unserer Kirche“, sagte Latzel der „Rheinischen Post“.
Im Zuge der Aufarbeitung, die die Landeskirche in eigener Sache für die Ende Januar veröffentlichte erste große Missbrauchsstudie betrieben hat, habe man auch Staatsanwälte die Unterlagen prüfen lassen. Klären sollten sie, ob Personen auf Leitungsebenen der Kirche mitverantwortlich sind, weil sie nicht zur Aufklärung beigetragen oder Täter sogar gedeckt und Taten vertuscht haben.
Das Ergebnis werde Teil der regionalen Aufarbeitungskommissionen sein, so der Präses: Es sei Aufgabe, zu klären: „Was wussten andere? Wie sind sie damit umgegangen?“ Ende Januar hatte ein Forscherteam die im Auftrag der EKD erstellte „Forum-Studie“ vorgestellt, die erstmals flächendeckend Fälle von sexualisierter Gewalt in der Evangelischen Kirche in Deutschland sowie in der Diakonie untersucht hat. Für die Rheinische Landeskirche waren 70 Verdachtsfälle im Zeitraum von 1946 bis 2020 bekannt geworden.