Junge Nachwuchskräfte in der Forschung wenden sich von der deutschen Wissenschaft ab und erwägen ernsthaft einen Ausstieg. Das geht aus einer Befragung des Deutschen Zentrums für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW) hervor, über welche die Wochenzeitung „Die Zeit“ berichtet.
Nur noch 16 Prozent der Promovierenden, die sich für eine akademische Karriere qualifizieren, streben demnach langfristig eine Professur an. Auch unter den Postdoktoranden sieht nur noch ein gutes Drittel seine Zukunft in Forschung und Lehre.
„Es ist das erste Mal in unseren Befragungen, dass die Professur für diese Gruppe nicht mehr das erste Karriereziel darstellt“, sagte Gregor Fabian vom DZHW der „Zeit“. Insgesamt 57 Prozent der befragten Forscher haben in den letzten zwei Jahren den Ausstieg aus der Wissenschaft erwogen. Gründe dafür sind eine hohe Arbeitsbelastung, eine schlechte Vereinbarkeit von Beruf und Familie, Selbstzweifel und die Unsicherheit aufgrund befristeter Arbeitsverträge.
Außerdem gibt es eine hohe Sogwirkung der freien Wirtschaft: „Allein in den Ingenieurberufen gibt es derzeit 165.000 zu besetzende Stellen“, sagte Dieter Westerkamp vom Verein Deutscher Ingenieure: „Eine wissenschaftliche Laufbahn ist daher sehr viel uninteressanter geworden.“
Wolfgang Wick, Vorsitzender des Wissenschaftsrates, sagte: „Wir liegen insgesamt unter unseren Möglichkeiten. Wenn es nicht gelingt, die Schwachstellen des Systems zu verbessern – fehlende Digitalisierung, starre Verwaltung und intransparente Karrierewege – verlieren wir die Wissenschaftler längerfristig an die Konkurrenz.“
Hintergrund: Das Deutsche Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung erkundet alle vier Jahre die Arbeitsbedingungen des Hochschulpersonals in Deutschland. Es ist die größte repräsentative Erhebung dieser Art, 11.000 Doktoranden, Postdoktoranden und Professoren haben geantwortet.