In Marburg haben am Montag Tausende Menschen gegen eine Lesung des als rechtsextrem eingestuften Martin Sellner protestiert. Zu einer Kundgebung am Abend kamen laut Polizei rund 2.500 Menschen, die Veranstalter sprachen hingegen von mehr als 3.000 Teilnehmern.
Vereinzelt kam es zu Straßenblockaden, Rauchtöpfe wurden gezündet, so die Polizei. Insgesamt sei es jedoch gelungen, beide Lager zu trennen.
Im Vorfeld der Veranstaltung hatte auch Marburgs Oberbürgermeister Thomas Spies (SPD) zum Protest gegen die geplante Lesung aufgerufen. „In Marburg stehen Massen von Menschen für eine eindeutige demokratische Haltung“, sagte Spies am Abend. „Über alle Parteigrenzen des politischen Spektrums hinweg machen wir deutlich, dass Rechtsextremismus, dass Hass und Hetze in unserer Stadt keinen Platz hat und in keiner Stadt Platz haben sollte.“
Auch die SPD-Bundestagsfraktion warb im Vorhinein für Demonstrationen gegen die Auftritte von Sellner, bei denen dieser aus seinem Buch mit dem Titel „Remigration: Ein Vorschlag“ vorlesen will. „Seine angekündigte Lesereise ist mitnichten eine Reihe von ein paar netten Terminen“, sagte SPD-Parlamentsgeschäftsführerin Katja Mast der „Rheinischen Post“ in der vergangenen Woche. Es seien Zusammentreffen, auf denen Sellner seine Pläne zur sogenannten „Remigration“ verbreiten wolle. Mast betonte, Sellner müsse gezeigt werden, „dass er und vor allem seine Vorstellungen bei uns nicht willkommen sind“. Auch plane Sellner Treffen mit anderen führenden Vertretern der Neuen Rechten während seiner Lesetour.
Der 35-jährige Österreicher gilt als führender Kopf der „Identitären Bewegung“ und soll laut übereinstimmenden Medienberichten beim Potsdamer Geheimtreffen von Rechtsextremisten und AfD`lern einen Vortrag gehalten haben. Das Treffen hatte für bundesweite Proteste gesorgt.