„Seit 2015/16 haben wir keine so große Bedrohung mehr gehabt“, sagte Neumann dem „Stern“. Der Professor für Sicherheitsstudien am Londoner King`s College warnt insbesondere vor Dschihadisten, die in den 2010er-Jahren aktiv waren und typischerweise den sogenannten Islamischen Staat (IS) unterstützt haben.
Sie hätten jetzt ein neues Thema gefunden. „Die `alten Terroristen` werden zum Teil wieder aktiviert“, sagte Neumann. Der IS versuche aus der aktuellen Situation in Israel und dem Gazastreifen Kapital zu schlagen. „In der ersten Woche nach dem Hamas-Angriff hat sich der IS nicht geäußert. Als seine Anführer dann gesehen haben, dass der Hamas-Terror eine weltweite Mobilisierung auslöst, sind sie auf den fahrenden Zug gesprungen und haben Statements veröffentlicht, die zum Terror gegen Israel und Juden aufrufen“, sagte Neumann.
Hinzu komme, dass sich in der gegenwärtigen Situation neue Personen radikalisierten. Für einige sei der 7. Oktober ein „trigger event“ gewesen, sagte Neumann: „Ein Auslöser, durch den sie jetzt emotional aufgestachelt sind und sagen: Wir müssen etwas tun.“ Für eine Radikalisierung in den Terrorismus brauche es unter anderem Netzwerke, in denen die Ideologie propagiert wird und in denen sich Leute gegenseitig anstacheln.
„Diese Netzwerke, so glaube ich, bilden sich im Moment auf den Straßen und im Internet“, sagte Neumann. Das könne dazu führen, „dass einige Personen entweder auf eigene Faust oder gemeinsam mit anderen zur Tat schreiten“.