Die islamistische Hamas führe zwar keine Anschläge „außerhalb ihres Kerngebiets“ durch, aber: „Auch bin ich mir sicher, dass sich durch die aktuelle Mobilisierung mehr Menschen radikalisieren werden“, sagte Neumann den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Sonntagausgaben). Die Hamas sei eine „religiös-nationalistische Organisation“, deren Ziele sich auf die „Vernichtung Israels“ konzentrierten, betonte Neumann, der am Londoner Kings College Professor für Sicherheitsstudien ist.
„Mittelbar bedroht sie allerdings auch die Sicherheit in anderen Staaten, weil das Thema Israel-Palästina ja für viele Muslime ein hoch-emotionales Thema ist. Es besteht immer das Potenzial, dass der Konflikt im Nahen Osten auf andere Staaten überschwappt oder sogar Leute in Europa zu Terrorismus inspiriert.“ Die Hamas sei hierarchisch organisiert, habe aber unterschiedliche Flügel. „Der politische Flügel in Doha entscheidet die politische Richtung, der militärische Flügel im Gazastreifen und im Libanon entscheidet über Terror“, so Neumann. „Die Kommunikation zwischen beiden ist nicht unbedingt immer perfekt, und gerade der militärische Flügel genießt große Autonomie, nicht zuletzt weil man Angst vor israelischer Überwachung hat.“ Aber im Großen und Ganzen funktioniere die Befehlskette, wie man auch bei den Geiselbefreiungen gesehen habe. „Darüber wurde und wird mit Vertretern des politischen Flügels in Doha verhandelt.“