Die Erfurter Theologin Julia Knop fordert angesichts der jüngsten Intervention des Vatikans gegen Reformbestrebungen der katholischen Kirche in Deutschland eine entschiedene Positionierung des deutschen Episkopats.
„Die Bischöfe müssen klären, wem sie sich verpflichtet fühlen: den Gläubigen in Deutschland, mit denen sie seit 2019 einen strukturierten Prozess gehen, um systemische Probleme systemisch anzugehen, oder ob sie sich von der haltlosen Unterstellung aus Rom einschüchtern lassen, sie würden die katholische Kirche in Deutschland ins Schisma führen“, sagte die Dogmatik-Professorin dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ (Dienstagsausgabe).
Am Wochenende war ein Schreiben der drei ranghöchsten Kurienkardinäle an die Deutsche Bischofskonferenz bekannt geworden. Darin werden Reformvorhaben der Mehrheit in der Bischofskonferenz, die von einem Synodalen Ausschuss vorbereitet werden sollen, für kirchenrechtlich unzulässig erklärt. Die Pläne stünden in ausdrücklichem Widerspruch zu Anweisungen des Papstes. Die Bischofskonferenz setzte daraufhin einen Beschluss über die Satzung des Synodalen Ausschusses von der Tagesordnung ab.
Die Bischöfe hätten 2019 ihr Wort gegeben, aus systemischen Problemen im Umgang mit sexualisierter Gewalt in der Kirche lernen zu wollen, sagte Knop. Sie hätten deshalb zusammen mit Vertretern der katholischen Laien beim Reformprozess „Synodaler Weg“ in den Jahren 2019 bis 2023 und jetzt im „Synodalen Ausschuss“ als Anschlussgremium Beratung und Entscheidungsfindung synodal aufgestellt, so die Theologin, die beiden Organen angehört.
„Die Bischöfe haben gemeinsam mit den Gläubigen Beschlüsse gefasst, wie dieser Weg konkret gehen kann. Wenn dieses Wort gilt, sollten sie dies auch klar kommunizieren. Das bedeutet aber auch, gegenüber Rom eine Überwindung der römischen Totalblockade zu fordern und dafür zu werben, Vertrauen in die Prozesse und Strukturen in Deutschland aufzubauen.“
Behauptungen der römischen Kurie oder auch des Wiener Kardinals Christoph Schönborn, wonach die in Deutschland gegangenen Schritte das sakramentale Bischofsamt unterminierten und die apostolische Autorität ohne Not preisgäben, nannte Knop „theologisch haltlos“. Damit werde „ein Pappkamerad aufgebaut, mit dem die Bischöfe unter Druck gesetzt werden“. Fälschlich werde hier „eine historisch gewachsene, aber prekär gewordene Gestalt des Bischofsamtes“, die eines „absolutistischen Monarchen, als einzig mögliche und einzig wahre“ behauptet, so Knop.