Das geht aus der Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der linken Bundestagsabgeordneten Martina Renner hervor, über die der „Spiegel“ in seiner neuen Ausgabe berichtet. Es geht um ein versuchtes Bombenattentat auf ein Asylbewerberheim in der Wallerfanger Straße in Saarlouis im September 1992. Damals hatten unbekannte Täter im Keller des sogenannten „Oranna-Heims“, in dem rund 180 Menschen – darunter Kinder und Senioren – lebten, eine Zeitbombe deponiert.
Der professionell gebaute Sprengsatz mit Zeitzünder, TNT-Ladung und einem Kanister voller Brandbeschleuniger war unter einer hölzernen Treppe versteckt und hätte in kürzester Zeit eine tödliche Feuerwalze entfacht. Etwa 50 Minuten vor der eingestellten Zündzeit ging bei der Polizei ein anonymer Anruf ein; die Bombe wurde entdeckt und konnte entschärft werden. Bei ihrem Bau war ein extrem seltenes Metall verwendet worden, das in einem nahe gelegenen Stahlwerk produziert worden war. Dort arbeitete zur Tatzeit ein Lehrling, der bereits wegen der Herstellung ähnlicher Sprengkörper polizeibekannt war und rund einen Kilometer vom Tatort entfernt wohnte. Unabhängig davon meldete sich ein Zeuge, der die Stimme des Auszubildenden auf einem von der Polizei veröffentlichten Mitschnitt der telefonischen Bombendrohung wiedererkannt haben wollte. Trotz der Indizien konnte der Verdächtige seinerzeit nicht überführt werden. Auch die Urheber eines maschinengeschriebenen Bekennerbriefs, in dem gegen „Scheinasylanten“ gehetzt wurde und dem ein Teil der Zündvorrichtung beilag, blieben im Dunkeln. Auf die Frage nach dem Ergebnis der erneuten Prüfung des Falls erklärte die Saarbrücker Generalstaatsanwaltschaft, dass sie derzeit „keine neuen Ermittlungsansätze“ sehe. Linken-Politikerin Renner fordert indes eine Wiederaufnahme des Verfahrens, auch mithilfe moderner Ermittlungstechnik. „Hier geht es um versuchten Mord und es liegen handfeste Hinweise auf mögliche Täter vor“, so Renner. „Diesen muss mit allen forensischen Mitteln nachgegangen werden“.