Weniger junge Menschen in Heimen oder Pflegefamilien

Im Jahr 2022 sind in Deutschland rund 121.000 junge Menschen in einem Heim und weitere rund 86.000 in einer Pflegefamilie betreut worden.

Im Jahr 2022 sind in Deutschland rund 121.000 junge Menschen in einem Heim und weitere rund 86.000 in einer Pflegefamilie betreut worden. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) am Donnerstag mitteilte, wuchsen damit rund 207.000 Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene – zumindest zeitweise – außerhalb der eigenen Familie auf. Das waren ein Prozent oder rund 2.900 weniger junge Menschen als im Jahr zuvor.

In gut jedem vierten Fall (27 Prozent) waren die jungen Menschen, die 2022 außerhalb der eigenen Familie betreut wurden, jünger als zehn Jahre, in knapp jedem zweiten Fall (48 Prozent) jünger als 14 Jahre; minderjährig waren insgesamt vier Fünftel aller Betroffenen (80 Prozent), ein weiteres Fünftel (20 Prozent) zählte zur Gruppe der sogenannten „Careleaver“, also zu den jungen Volljährigen an der Schwelle in ein eigenständiges Leben. Während die jüngeren Kinder bis neun Jahre häufiger in Pflegefamilien betreut wurden, überwog ab dem zehnten Lebensjahr die Erziehung in einem Heim. Insgesamt wurden etwas mehr Jungen (54 Prozent) als Mädchen (46 Prozent) außerhalb der eigenen Familie erzogen; im Schnitt endete die Unterbringung in einer Pflegefamilie nach über vier Jahren (50 Monate), eine Heimerziehung dagegen nach weniger als zwei Jahren (21 Monate). Die Eltern der betroffenen jungen Menschen waren besonders häufig – nämlich in jedem zweiten Fall (50 Prozent) – alleinerziehend, bei jeweils knapp einem weiteren Fünftel der Herkunftsfamilien handelte es sich um Elternteile in neuer Partnerschaft (18 Prozent) oder um zusammenlebende Elternpaare (18 Prozent), in den verbleibenden Fällen war die Familiensituation unbekannt oder die Eltern verstorben. Mit Blick auf die wirtschaftliche Situation bewegten sich die jungen Menschen beziehungsweise ihre Eltern oftmals nahe am Existenzminimum: In 65 Prozent aller Fälle lebten die Betroffenen oder ihre Herkunftsfamilien vollständig oder teilweise von Transferleistungen. Dazu zählten Arbeitslosengeld II (SGB II), Sozialhilfe oder Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung (SGB XII) sowie ein Kinderzuschlag. Besonders hoch war auch hier der Anteil bei Alleinerziehenden-Familien: Hier lag der Transferleistungsbezug mit 75 Prozent deutlich über den vergleichbaren Anteilen von Elternteilen in neuer Partnerschaft (64 Prozent) oder zusammenlebenden Elternpaaren (59 Prozent). Insgesamt 58.400 junge Menschen waren 2022 neu in einem Heim oder einer Pflegefamilie untergebracht worden, so die Statistiker weiter: Hauptgrund war mit 25 Prozent der Ausfall der Bezugsperson der betroffenen jungen Menschen (Unversorgtheit), etwa durch eine Erkrankung oder durch eine unbegleitete Einreise aus dem Ausland; an zweiter Stelle stand 2022 die Gefährdung des Kindeswohls durch Vernachlässigung, körperliche Misshandlung, psychische Misshandlung oder sexuelle Gewalt (17 Prozent); dritthäufigster Grund für eine neue Unterbringung war die eingeschränkte Erziehungskompetenz der Eltern (13 Prozent), beispielsweise durch pädagogische Überforderung oder Erziehungsunsicherheit.




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