Audi-Betriebsratschef Jörg Schlagbauer hat den Zeitplan für die Elektrostratgie des Autokonzerns infrage gestellt. „Wir stellen die Elektrostrategie von Audi nicht infrage, nur an der vorhergesagten Geschwindigkeit haben wir eben Zweifel“, sagte der dem „Handelsblatt“ (Freitagausgabe). „Wir sind gut beraten, in nächster Zeit ebenfalls nach wie vor in die Weiterentwicklung von Verbrennungsmotoren zu investieren.“
Audi will 2026 die Entwicklung von Verbrennungsmotoren einstellen. Im Stammwerk Ingolstadt soll 2030 der letzte Verbrenner vom Band laufen. 2033 will die VW-Tochter dann weltweit keine Autos mehr mit Verbrennungstechnik anbieten. Damit würde Audi sogar zwei Jahre vor dem in der EU geplanten Verkaufsverbot aus Benzin und Diesel aussteigen.
Schlagbauer, gleichzeitig stellvertretender Aufsichtsratschef bei Audi, forderte, die für 2030 geplante komplette Umstellung des Stammwerks auf Elektroantriebe zu revidieren. „Wir wollen, dass in Ingolstadt auch nach 2030 noch Modelle mit Verbrennungsmotor gebaut werden können.“ So soll mindestens eine Produktionslinie für Autos mit Verbrennungsmotoren offenbleiben.
„Die Nachfrage nach Verbrennern und Hybridmotoren ist weiterhin hoch“, sagte Schlagbauer. „Wir müssen deshalb auch bei Verbrennungsmotoren handlungsfähig bleiben. Wir sollten über unseren augenblicklichen Kurs nachdenken und technologieoffen bleiben.“
Der Umstieg auf Elektromobilität läuft international in unterschiedlichem Tempo ab. Während in Deutschland der Absatz zuletzt schwächelte, ist in China mittlerweile jeder zweite Neuwagen elektrisch betrieben – und meist aus heimischer oder US-Produktion. In Norwegen sind bereits über 90 Prozent der Neuwagen reine Elektroautos.
Die Internationale Energieagentur (IEA) rechnet damit, dass bis 2030 mindestens 60 Prozent aller verkauften Autos elektrisch angetrieben sein müssen, um die 1,5-Grad-Schwelle des Pariser Klimaabkommens nicht zu überschreiten.