Auswertung: Hohe Energiepreise senken Energieverbrauch

Der Energieverbrauch in den ersten drei Monaten des laufenden Jahres lag um fast 7 Prozent unter dem Wert des Vorjahreszeitraumes.

Das sei eine der größten unterjährigen Veränderungen seit den Ölpreiskrisen der 1970er- und 1980er-Jahre und vor allem auf die weiterhin hohen Energiepreise und das geschrumpfte Bruttoinlandsprodukt (- 0,3 Prozent) zurückzuführen, heißt es in einer Analyse der Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen für das erste Quartal des Jahres. Laut vorläufiger Berechnungen erreichte der inländische Primärenergieverbrauch in den ersten drei Monaten des Jahres 2023 eine Höhe von 3.126 Petajoule (PJ) beziehungsweise 106,7 Millionen Tonnen Steinkohleneinheiten (Millionen t SKE), 6,8 Prozent weniger als im selben Quartal des Vorjahres.

Nach Einschätzung der AG Energiebilanzen seien für den beträchtlichen Verbrauchsrückgang vor allem die anhaltend hohen Energiepreise verantwortlich. Teure Energie setze sowohl Anreize für kurzfristiges Energiesparen wie auch für Investitionen in energiesparende Techniken und Verfahren. Private Haushalte sowie Gewerbe und Dienstleistungen sparten demnach insbesondere bei Wärmeenergien wie Erdgas und Fernwärme sowie beim Strom. In der Industrie sorgten die sinkende Nachfrage sowie der Verlust der internationalen Wettbewerbsfähigkeit infolge hoher Energiekosten vor allem in den energieintensiven Branchen für Produktionsrückgänge im hohen einstelligen, teilweise sogar im zweistelligen Bereich.

Besonders betroffen waren stromintensive Industrien. Für einen Zuwachs sorgte dagegen die im Zuge der Flüchtlingsbewegungen deutliche Zunahme der Bevölkerung um mehr als eine Million Menschen. Die Zahlen zum Energieverbrauch des ersten Quartals 2023 im Vergleich zum Vorjahresquartal verdeutlichen nach Ansicht der AG Energiebilanzen die Auswirkungen der durch den Ukraine-Krieg ausgelösten geopolitischen Veränderungen mit ihren tiefgreifenden Auswirkungen auf Energiepreise, die Sicherheit der Versorgung und das Wirtschaftswachstum. Das erste Quartal 2022 war anfänglich geprägt von einem gestärkten Konsum und einer wieder anlaufenden Industrieproduktion in Deutschland.

Der Einmarsch russischer Truppen in der Ukraine Ende Februar 2022 beeinflusste nicht nur maßgeblich die europäische Sicherheits-, Wirtschafts- und Energiepolitik, sondern sorgte auch für veränderte Verbrauchs-, Konsum- und Investitionsverhalten, heißt es in der Analyse weiter. Diese Faktoren spiegelten sich in der Entwicklung des Energieverbrauchs der zurückliegenden zwölf Monate deutlich wider, schreibt die AG Energiebilanzen weiter in ihrem Quartalsbericht. Der Verbrauch von Mineralöl verringerte sich in den ersten drei Monaten des laufenden Jahres um knapp 2,6 Prozent: Während der Verbrauch von Ottokraftstoff um 5 Prozent anstieg, gab es beim Dieselkraftstoff einen leichten Rückgang um knapp 1 Prozent. Der Absatz von Flugkraftstoff stieg um 11 Prozent.

Die Lieferung von Rohbenzin an die chemische Industrie brach um 19 Prozent ein. Der Absatz von leichtem Heizöl erhöhte sich um 6 Prozent, weil viele Verbraucher ihre Lagerbestände aufstockten oder Preisvorteile gegenüber dem Einsatz anderer Energieträger nutzten. Der Erdgasverbrauch verringerte sich im ersten Quartal des laufenden Jahres um fast 13 Prozent: Der Einsatz von Erdgas in der Stromversorgung verminderte sich um rund 6 Prozent, die Erzeugung von Fernwärme ging um mehr als 13 Prozent zurück; Auch der Einsatz von Erdgas in der Industrie war rückläufig, heißt es in der Analyse. Der Verbrauch an Steinkohle nahm in den ersten drei Monaten um 7 Prozent ab: Der Einsatz in Kraftwerken zur Stromerzeugung verzeichnete vor allem infolge einer insgesamt gesunkenen Stromerzeugung einen Rückgang um mehr als 10 Prozent; Der Absatz an die Eisen- und Stahlindustrie verminderte sich um 2 Prozent.

Der Verbrauch von Braunkohle nahm ebenfalls ab und verringerte sich um knapp 7 Prozent: Dieser Rückgang entspreche weitgehend der Entwicklung der Lieferungen an die Kraftwerke der öffentlichen Versorgung, die mehr als 90 Prozent der inländischen Braunkohlenförderung abnehmen, so die Auswertung. Die noch am Netz befindlichen drei Anlagen Neckarwestheim 2, Emsland und Isar produzierten bis Mitte April weiter Strom, aber in geringerem Umfang: Gegenüber dem Vorjahresquartal ging die Erzeugung um knapp ein Drittel zurück. Die Stromlieferungen ins Ausland lagen im ersten Quartal um 9,3 Milliarden Kilowattstunden (Milliarden kWh) über den Strommengen, die aus dem Ausland nach Deutschland geflossen sind. Im Vorjahresquartal betrug der Stromaustauschsaldo noch 13,3 Milliarden kWh.

Damit erreichte der Exportüberschuss im ersten Quartal 2023 wieder in etwa das Niveau der Jahre 2020 und 2021. Der Beitrag der erneuerbaren Energien lag im 1. Quartal 2023 insgesamt auf annähernd gleichem Niveau wie im Vorjahresjahreszeitraum: Die Stromerzeugung aus Windenergie erhöhte sich leicht, bei der Photovoltaik gab es dagegen ein Minus von 24 Prozent. Die AG Energiebilanzen geht nach eigenen Angaben davon aus, dass die durch Wärmepumpen nutzbar gemachte Umweltwärme um etwa 15 Prozent zulegte und die Nutzung von Holz durch private Haushalte sowie im Gewerbe- und Dienstleistungsbereich um etwa 7 Prozent zunahm.




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