Die Präsidentin des Automobilverbands VDA, Hildegard Müller, hat vor EU-Strafzöllen auf Importe chinesischer E-Autos gewarnt und dabei eine aktivere Rolle der Bundesregierung auf EU-Ebene gefordert. „Die Exportnation Deutschland gerät in der EU mächtig unter Druck“, sagte Müller der „Rheinischen Post“ (Mittwochausgabe). „Deswegen brauchen wir eine starke deutsche Politik, die die Handelsfragen aktiv mitgestaltet.“
Innerhalb der EU gebe es sehr unterschiedliche Sichtweisen auf die Zoll-Frage, weil viele Länder größere Import- als Exportüberschüsse hätten. „Frankreich exportiert etwa kaum Autos nach China. Das erklärt, warum dort Zölle eher befürwortet werden“, sagte sie.
Dem VDA mache die generelle Tendenz hin zu mehr Protektionismus Sorgen. „Zölle ziehen Zölle nach sich“, so Müller.
Die deutsche Automobilindustrie sei eine der globalsten Industrien und könne fast alle Weltmärkte bedienen, von den USA über Mexiko bis China. „Drei von vier Autos, die wir produzieren, werden exportiert. 70 Prozent unserer Arbeitsplätze hängen am Export. Dass der freie Welthandel immer mehr unter Druck gerät, hat natürlich Gründe, wenn etwa China mit unfairen Mitteln agiert oder China und die USA ihre Industrien stark subventionieren“, sagte die Verbandsvertreterin.
Aber man dürfe nicht nur auf andere zeigen, sondern müsse auch die „eigenen Hausaufgaben machen“, so Müller. „Es ist ein Irrglaube, man könne sich vor mangelnder Wettbewerbsfähigkeit mit Zöllen schützen. Wir haben schlechte Standortbedingungen und zu hohe Kosten, die uns zunehmend nicht mehr wettbewerbsfähig machen“, sagte die VDA-Chefin. „Dem müssen wir uns stellen.“