Die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) und die Deutsche Bahn haben sich in ihrem Tarifabschluss auf den Ausbau eines „Arbeitszeitkorridors“ bis 2029 geeinigt. Dieses „Optionsmodell“ zur Wochenarbeitszeit gehe am Ende von 35 bis 40 Stunden, teilte die Bahn am Dienstag mit.
Demnach soll 2026 zunächst eine automatische Absenkung von 38 auf 37 Stunden erfolgen. Weitere Schritte sollen dann jeweils nur noch auf Antrag der Arbeitnehmer geschehen – und zwar 2027 auf 36 Stunden, 2028 auf 35,5 Stunden und 2029 auf 35 Stunden. Die Absenkungen sollen ohne Verringerung des Gehalts stattfinden.
Arbeitnehmer, die mehr arbeiten wollen, können das aber auch tun – alles zwischen 35 und 40 Stunden in der Woche sei am Ende möglich, so die Bahn. Konkret erhält demnach jeder, der sich für mehr Arbeit entscheidet, pro Stunde 2,7 Prozent mehr Lohn. So würden laut Angaben der Bahn zum Beispiel Lokführer oder Zugbegleiter in einer 40-Stunden-Woche rund 14 Prozent mehr verdienen als in einer 35-Stunden-Woche.
Zusätzlich sieht die Einigung auch eine Gehaltserhöhung in zwei Schritten vor: 210 Euro mehr pro Monat zum 1. August 2024 und nochmal 210 Euro zum 1. April 2025. Hinzu kommt eine Inflationsausgleichsprämie von 2.850 Euro, wovon 1.500 Euro im März ausgezahlt werden und weitere 1.350 Euro voraussichtlich im Mai.
Die Laufzeit des Tarifabschlusses beträgt 26 Monate, rückwirkend vom 1. November 2023 bis 31. Dezember 2025. Danach folgt dem Konzern zufolge eine festgeschriebene zweimonatige Verhandlungsphase mit Friedenspflicht bis Ende Februar 2026. Darüber hinaus sollen bereits vor Beginn der Verhandlungen Schlichtungsmodalitäten für den Fall abgestimmt werden, dass sie nicht gütlich zu Ende gebracht werden können.
DB-Personalvorstand Martin Seiler bezeichnete den Abschluss als „intelligenten Kompromiss“. Es sei „eine wegweisende Lösung, die Flexibilität, Teilhabe und Transformation ermöglicht“, so Seiler. Er hob hervor, dass niemand durch den Tarifvertrag bis zum Ende des Jahrzehnts „zwangsweise“ eine 35-Stunden-Woche bekomme.
Bahn und GDL hatten sich vor der Einigung, die am Montag verkündet wurde, mehrere Monate einen für ihre Verhältnisse beispiellosen Arbeitskampf geliefert. Größter Streitpunkt war dem Vernehmen nach die GDL-Forderung nach kürzeren und flexibleren Arbeitszeiten für Schichtbedienstete. Die GDL will sich ebenfalls am Dienstag noch zu dem Abschluss äußern – um 11:30 Uhr findet dazu eine Pressekonferenz statt.