Bahnchef Richard Lutz macht den Fahrgästen auch auf lange Sicht keine Hoffnung auf hohe Pünktlichkeitswerte wie in der Schweiz. „In der Abwägung zwischen zusätzlichem Verkehr und der Stabilität des Fahrplans sind die Schweizer ganz klar auf der Seite der Stabilität, wir haben uns andere Prioritäten gesetzt“, sagte Lutz der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ (FAS).
„Wir wollen im Interesse des Klimas und der Mobilität vor allem mehr Züge fahren lassen, auch wenn das aufgrund der Gesamtsituation die Pünktlichkeit zusätzlich belastet.“ Natürlich könne das Unternehmen zehn Prozent des Verkehrs aus dem Netz nehmen, um wieder pünktlich zu sein, fügte Lutz hinzu. „Aber das kann doch nicht unsere Antwort sein, wenn immer mehr Menschen und Unternehmen die klimafreundliche Schiene nutzen wollen.“
„Ich würde einen Zugchef nie kritisieren, weil er zum Beispiel auf eine Mutter mit Kinderwagen wartet“, sagte er. „Für uns stehen neben der Pünktlichkeit die vielen Fahrgäste ganz oben, die mit uns fahren wollen und auch die Probleme mit uns durchstehen.“ Zugleich bekräftigte Lutz das Ziel, im Jahr 2024 eine durchschnittliche Pünktlichkeit von 70 Prozent zu erreichen und diesen Wert ab 2028 auf 80 Prozent zu steigern. In der Schweiz erreichen seit Jahren mehr als 90 Prozent der Züge pünktlich ihr Ziel.