Bundesbank-Vizepräsidentin Sabine Mauderer hat vor überzogenen Erwartungen an grenzüberschreitende Zusammenschlüsse von Geldhäusern in der EU gewarnt. „Bankenfusionen lösen nicht alle Probleme, das Bild ist nicht schwarz-weiß“, sagte Mauderer dem „Handelsblatt“ (Freitagausgabe).
Zum Übernahmekampf zwischen Commerzbank und Unicredit wollte sie sich zwar nicht konkret äußern. Mauderer erklärte jedoch, dass sie die Euphorie vieler europäischer Bankenaufseher und Politiker für grenzüberschreitende Fusionen nicht teile.
„Wir brauchen auf europäischer Ebene starke Banken, die international wettbewerbsfähig sind und exportorientierte Unternehmen in alle Welt begleiten können“, sagte Mauderer. „Gleichzeitig brauchen wir aber auch auf Ebene der Mitgliedstaaten Banken, die ihren Heimatmarkt und die Bedürfnisse der Kunden dort gut kennen. Beide Komponenten sind gleich wichtig.“
Das gelte auch für den deutschen Markt. „Wir brauchen Banken, die zum deutschen Markt stehen – die ihn mit all seinen Herausforderungen kennen und bereit sind, den anstehenden Strukturwandel zu finanzieren“, sagte die Bundesbank-Vizepräsidentin.
Die deutsche Wirtschaft sei vom Mittelstand geprägt. „Deshalb sind Geldhäuser essenziell, die Mittelständler verstehen und auch in schwierigen Zeiten bereit sind, ihnen als Finanzier zur Seite zu stehen“, sagte Mauderer. Aktuell gebe es in Deutschland keine Engpässe in der Kreditversorgung. „Aber es ist klar, dass sich die Situation ändern kann, wenn es zu einer Finanz- oder Wirtschaftskrise kommt oder wenn eine Pandemie ausbricht. Deshalb brauchen wir genügend Banken, bei denen man sicher sein kann, dass sie auch in schwierigen Zeiten zu ihrem Heimatmarkt Deutschland stehen und Finanzierungen bereitstellen.“
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