„Unsere straffe Geldpolitik wirkt, aber wir dürfen nicht zu früh nachlassen“, sagte Bundesbank-Chef Joachim Nagel am Dienstag auf einer Veranstaltung in Berlin. „Vielmehr werden die Leitzinsen ausreichend lange auf einem ausreichend hohen Niveau liegen müssen.“
Ob die Zinsen schon ihren Hochpunkt erreicht haben, lasse sich noch nicht sagen, der EZB-Rat bleibe „strikt datenabhängig“. Der Bundesbank-Chef unterstrich, dass es weiterhin „verschiedene Aufwärtsrisiken“ für die Inflation gebe: „So könnten die geopolitischen Spannungen in Nahost die Energiepreise nach oben treiben und die mittelfristigen Aussichten unsicherer machen“, sagte Nagel. Der geldpolitische Kurs müsse sicherstellen, dass die Inflation auf zwei Prozent zurückkehre. „Die Inflation hat sich als hartnäckig erwiesen und ist noch nicht besiegt“, so der Bundesbank-Chef.
Laut neuester Angaben von Eurostat beträgt die jährliche Inflation im Euroraum im Oktober voraussichtlich auf 2,9 Prozent. Die von der EZB stärker beachtete „Kerninflation“ aber, also die Teuerung ohne Energie und Nahrungsmittel, liegt bei 4,2 Prozent. Vergangene Woche hatte der EZB-Rat die Zinsen zum ersten Mal seit Juli 2022 unverändert gelassen. Der Leitzins liegt damit weiter bei 4,5 Prozent, der geldpolitisch maßgebliche Zinssatz für die Einlagen bei 4,0 Prozent.