„Die Gefahr besteht, ja“, sagte Klaus Müller, Präsident der Behörde, dem „Spiegel“. Daher dürfe die Bundesregierung in ihrer Kommunikation die Einsparbemühungen nicht vergessen.
„Die gefundene Lösung ist trotzdem vertretbar“, so Müller. „Ohne Entlastungen würde sich die Energiearmut weiter ausbreiten.“ Obwohl die Gaspreise am Großhandelsmarkt im Vergleich zum Rekordhoch im August deutlich gefallen sind, sieht Müller keinen Grund zur Entwarnung: „Der Winter kann bis Ende Januar lau sein, und alle denken: Tschaka“, sagte Müller. „Für einen dramatischen Anstieg des Gasverbrauchs reichen aber schon wenige klirrend kalte Tage.“ Deutschland könne gut durch den Winter kommen, wenn man mindestens 20 Prozent Gas spare. „Deshalb werde ich nicht müde, zu mahnen“, so Müller. Deutschland habe auch die erste Welle der Corona-Pandemie ziemlich gut überstanden. „Dann kam ein Ermüdungseffekt, und vor dem fürchte ich mich auch diesmal wieder“, sagte Müller.
Pandemien und Krisen dauerten länger, als man denke. „Und uns Menschen fällt es schwer, über lange Zeit zu tun, was einmal als richtig erkannt wurde.“ Müller plädiert dafür, dass Deutschland zusätzliche Gasspeicher bauen sollte. „Wir sollten unsere Speicher so modernisieren und ergänzen, dass jede Ministerpräsidentin und jeder Ministerpräsident seiner lokalen Wirtschaft sagen kann: Unsere Region ist gut gerüstet“, sagte Müller.
Nach den Siebzigerjahren habe die westliche Welt strategische Ölreserven aufgebaut. „Ähnlich werden wir das heute für Gas, morgen für grünen Wasserstoff brauchen“, so Müller. Solche Speicher zu bauen, dauere drei bis vier Jahre. „Wir müssen heute beginnen, um sie ab 2025 einweihen zu können.“
Der Behördenchef weist Forderungen zurück, über eine Rückkehr zu Gaslieferungen aus Russland nachzudenken. „Mein derzeitiger Planungshorizont reicht zurzeit bis Sommer 2024“, sagte Müller. „Bis dahin fehlt mir die Fantasie für einen so schnellen Friedensprozess.“