Dax schwächer – US-Staatsanleihen im Fokus

Am Donnerstag ist der Dax nach einem bereits schwachen Start im Tagesverlauf nicht aus dem roten Bereich herausgekommen.

Zum Xetra-Handelsschluss wurde der Index mit 15.893 Punkten berechnet, ein Minus in Höhe von 0,8 Prozent im Vergleich zum Vortagesschluss. Besonders große Verluste von zwischenzeitlich über zehn Prozent mussten die Aktien von Infineon hinnehmen.

Am Morgen hatte der Technologiekonzern neue Quartalszahlen veröffentlicht. Die Märkte reagierten in den vergangenen Tagen vor allem auf die Entscheidung der Ratingagentur Fitch. „Auf den ersten Blick erscheint es unlogisch, dass die Aktienmärkte auf eine Herabstufung der Kreditwürdigkeit der USA mit deutlichen Kursverlusten reagieren“, sagte Jochen Stanzl, Chef-Marktanalyst von CMC Markets. „Die Beziehung scheint indirekt, weil es ja im Grunde um den Kreditmarkt geht und Aktien dagegen eine Beteiligung am Eigenkapital einer Aktiengesellschaft sind.“ Allerdings gebe es eine kritische Verbindung – und das seien die Zinsen. Sie seien für den Aktienmarkt ein besonders empfindlicher Punkt und der Deutsche Aktienindex bilde hier keine Ausnahme, so Stanzl. „Die USA sind das Epizentrum dieses Problems.“ Der Dreh- und Angelpunkt seien die Renditen der zehnjährigen US-Staatsanleihen, die nach elf Zinserhöhungen der Fed in Folge die wichtige Hürde von vier Prozent genommen hatten. Die Investoren rund um den Globus hofften deshalb darauf, dass die US-Notenbank nun Signale aussende, dass sie ihre Zinserhöhungen endlich einstellen würde und viele von ihnen hätten dann auch Fed-Chef Powell bei der Pressekonferenz der Zinsentscheidung im Juli so interpretiert, dass eine Zinspause bevorstehe. „Die Renditen der zehnjährigen Anleihen fielen daraufhin, aber nur kurzzeitig.“ Durch die Rating-Entscheidung von Fitch stiegen sie jetzt wieder. Diese Entwicklung sorge für Unruhe an der Börse. Anleger fürchteten, dass Verluste bei Anlagen zu neuen Bankpleiten führen könnten. „Die Angst vor einer nächsten Bankenkrise wächst“, fügte der Marktanalyst hinzu. Jedoch werde das Bank Term Funding Program der Fed, ein Programm, das Geschäftsbanken ermöglicht, Verlust machende unterjährige Anleihen zum Nennwert zu hinterlegen, das Schlimmste verhindern, erwartet er. So werde sichergestellt, dass die Verluste bei Anleihen keine Auswirkungen auf die Liquidität der Banken hätten. „Geschäftsbanken haben bereits über 100 Milliarden US-Dollar in Anleihen bei der Fed geparkt. Im Moment steigt die Nachfrage nicht weiter, es scheint also keine neuen Liquiditätsprobleme bei Banken zu geben.“ Das gelte es jetzt zu beobachten. „Aber die steigenden Zinsen haben noch einen anderen Haken: Sie erhöhen das Risiko einer Rezession, dies ist vor allem für Unternehmen problematisch, die Finanzierungen benötigen.“

Der Bausektor sei ebenso betroffen, da die Hypothekenzinsen steigen. „Das Geld wird so aus dem Markt gesogen, was das Wachstum weiter bremst“, so Stanzl. Die europäische Gemeinschaftswährung tendierte am Donnerstagnachmittag etwas stärker. Ein Euro kostete 1,0949 US-Dollar (0,09 Prozent), ein Dollar war dementsprechend für 0,9133 Euro zu haben. Der Ölpreis stieg unterdessen deutlich: Ein Fass der Nordsee-Sorte Brent kostete am Donnerstagnachmittag gegen 17 Uhr deutscher Zeit 84,78 US-Dollar, das waren 1,9 Prozent mehr als am Schluss des vorherigen Handelstags.




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