Gegen 9:30 Uhr wurde der Leitindex mit rund 14.760 Punkten berechnet, 0,3 Prozent über dem Schlussniveau vom Vortag. Am Vormittag werden die Anleger wohl nach Luxemburg auf die Euroraum-Inflationsrate für den Oktober blicken.
Aber auch die Entwicklungen außerhalb Europas dürften aktuell die Marktteilnehmer beschäftigen. „Die Situation im Nahen Osten hat die Anleger in einen Zustand ständiger Wachsamkeit versetzt“, sagte Jochen Stanzl, Chef-Marktanalyst bei CMC Markets. „Es wird höchstwahrscheinlich so schnell keinen Waffenstillstand in Gaza geben – diese Botschaft hängt wie ein Damoklesschwert über dem Börsenparkett in Frankfurt.“ So wie die Lage im Nahen Osten jede Sekunde eskalieren könne, so könnten auch die Kurse jede Sekunde unvermittelt einbrechen.
„Dass sich Anleger in dieser Situation nicht aus der Deckung trauen, ist verständlich“, so Stanzl. „Selbst für einen Short-Squeeze reicht es im Moment nicht: Als der Deutsche Aktienindex am Freitag in Tuchfühlung zur wichtigen charttechnischen Unterstützung bei 14.600 Punkten handelte, lag die Put-Call-Ratio bei den entsprechenden Optionen gerade einmal bei 1,56.“ Es gebe also nur einen leichten Überhang an Absicherungspositionen, die man aus dem Markt hätte drängen können. Die Lethargie am deutschen Aktienmarkt der vergangenen Tage fühle sich bereits sehr nach einem Bärenmarkt an.
Die Erholung am Montag reiche bei weitem nicht, um den Anstoß für eine Bodenbildung im Dax zu geben. „Dazu braucht es noch mehr Dynamik in den Kursen, die sich aber nicht aufbauen will“, sagte Stanzl. Dazu trage auch China bei: Für Anleger sei die Ankündigung neuer Stimuli aus China kein Garant mehr für steigende Kurse. „Der Einkaufsmanagerindex ist wieder unter die Schwelle von 50 gerutscht, trotz Hunderter Maßnahmen, die die Regierung in Peking in den vergangenen Monaten verabschiedet hat, um eine solche Entwicklung zu verhindern“, ergänzte er.
Die Zweifel an der Stärke der chinesischen Wirtschaftserholung bekämen wieder Aufwind. China entwickele sich klammheimlich zum kranken Mann Asiens. „Japans Notenbank tut in den Augen der Anleger nicht genug gegen die Yen-Abwertung und belässt ihren Zins-Cap bei einem Prozent, auch wenn sie ihn in Zukunft flexibler handhaben möchte.“ Die Reaktion im Währungspaar US-Dollar/Yen deute darauf hin, dass sich Investoren hier mehr erwartet hätten.
„Japans Notenbank will ihren lockeren geldpolitischen Kurs fortsetzen und riskiert damit eine weitere Abwertung ihrer eigenen Währung“, sagte Stanzl. Die europäische Gemeinschaftswährung tendierte am Dienstagmorgen etwas stärker. Ein Euro kostete 1,0629 US-Dollar (+0,17 Prozent), ein Dollar war dementsprechend für 0,9408 Euro zu haben. Der Ölpreis stieg unterdessen: Ein Fass der Nordsee-Sorte Brent kostete am Dienstagmorgen gegen 9 Uhr deutscher Zeit 88,22 US-Dollar, das waren 77 Cent oder 0,9 Prozent mehr als am Schluss des vorherigen Handelstags.