Gegen 9:30 Uhr wurde der Leitindex mit rund 15.660 Punkten berechnet, 0,3 Prozent über dem Schlussniveau vom Vortag. An der Spitze der Kursliste rangierte die Aktie von Siemens Energy.
Der Energietechnikkonzern hatte am Morgen neue Geschäftszahlen vorgelegt. Demnach rechne man in der Windkraftsparte mit zwei weiteren Verlustjahren. Unter dem Strich hoffe man aber durch Verkäufe von Firmenanteilen auf einen Gewinn im neuen Geschäftsjahr. „Die Anleger haken nach den Inflationsdaten aus den USA das Kapitel Leitzinserhöhung in den USA endgültig ab und katapultieren den Deutschen Aktienindex über die Marke von 15.600 Punkten“, sagte Jochen Stanzl, Chef-Marktanalyst bei CMC Markets. „Aus technischer Sicht ist die Bodenbildung abgeschlossen und die Korrektur beendet.“ Für Investoren sei jetzt schon Weihnachten: „Die Geschenke könnten mit einem vermiedenen Shutdown und einer weiter fallenden Inflation in den USA nicht größer sein“, so Stanzl weiter. Der Rückgang im Oktober auf 3,2 Prozent ermögliche die fast vollständige Herausnahme des Risikos einer weiteren Leitzinsanhebung durch die US-Notenbank Fed. Munter werde jetzt auf dem Börsenparkett bereits über den Zeitpunkt spekuliert, wann die erste Leitzinssenkung komme.
„Ab Mai 2024 soll es im Zweimonatstakt jeweils um 25 Basispunkte nach unten gehen.“ Die auf Januar vertagte Shutdown-Gefahr in den USA sorge gemeinsam mit den Inflationsdaten für eine schier ungebremste Rally bei US-Staatsanleihen, auch wenn unverändert eine Abstufung durch Moody`s drohe. „Trotz oder gerade wegen des Übergangshaushalts bleibt die Kritik der Ratingagenturen stichhaltig: Der fiskalpolitische Grabenkampf, der die USA immer nahe an den Shutdown bringt, kostet Vertrauen“, so der Marktanalyst. Der Erfolg Mike Johnsons könne nicht darüber hinwegtäuschen, dass wieder erst kurz vor zwölf eine lediglich temporäre Lösung gefunden worden sei.
„Moody`s prüft am Freitag auch Italiens Bonität.“ Das Risiko sei eine Abstufung auf Ramsch. „Italiens Regierung ist mit 140 Prozent der Wirtschaftsleistung verschuldet und das wird vermutlich auch in den kommenden fünf Jahren so bleiben.“ Die Rally in italienischen Staatsanleihen am Dienstag deute allerdings darauf hin, dass die Märkte diesem Schritt eine geringe Wahrscheinlichkeit beimäßen.
Die Anleger vertrauten auch auf die Europäische Zentralbank, die Renditeaufschläge Italiens, etwa gegenüber Deutschland, wirksam kontrollieren zu können, sagte Stanzl. Mit dem am Horizont sich abzeichnenden Ende des Zinserhöhungszyklus in den USA habe nun auch China wieder die Möglichkeit, wirksamere Stimuli für die darbende Konjunktur zu verabreichen, ohne einen Absturz der eigenen Währung zu riskieren. „Die Regierung in Peking plant ein 137 Milliarden US-Dollar schweres Maßnahmenpaket für die angeschlagene Immobilienbranche: Das Geld soll eingesetzt werden, um günstige Finanzierungen für erschwinglichen Wohnraum sowie die Renovierung der Wohngebiete in Städten zu ermöglichen.“ Mit dem Paket solle der seit Jahrzehnten stärkste Abschwung im chinesischen Immobiliensektor abgefedert werden, so Stanzl.
Die europäische Gemeinschaftswährung tendierte am Mittwochmorgen kaum verändert. Ein Euro kostete 1,0875 US-Dollar (+0,01 Prozent), ein Dollar war dementsprechend für 0,9195 Euro zu haben. Der Ölpreis stieg unterdessen leicht: Ein Fass der Nordsee-Sorte Brent kostete am Mittwochmorgen gegen 9 Uhr deutscher Zeit 82,56 US-Dollar, das waren 9 Cent oder 0,1 Prozent mehr als am Schluss des vorherigen Handelstags.