Der Dax ist am Donnerstagmorgen kaum verändert in den Handelstag gestartet. Gegen 9:30 Uhr wurde der Leitindex mit rund 18.080 Punkten berechnet, 0,1 Prozent unter dem Schlussniveau vom Vortag.
„Die hartnäckige Inflation in den USA wird zu einem Dilemma für die wichtigsten Notenbanken der Welt“, sagte Konstantin Oldenburger, Marktanalyst bei CMC Markets. „Das letzte Stück in den Zielbereich von zwei Prozent stellt sich als schwieriger dar als erhofft und es ist nicht sicher, ob es tatsächlich erreicht werden kann.“ Der Deutsche Aktienindex habe im Gefolge der Wall Street nach den enttäuschenden Zahlen am Mittwoch deutlich verloren und kämpfe vor der Sitzung der Europäischen Zentralbank um die 18.000er-Marke. „Der Wochenverlust beträgt bislang fast 300 Punkte.“
Die Zinsentscheidung der EZB am Nachmittag dürfe deshalb in erster Linie hervorbringen, dass die geldpolitischen Entscheidungsträger in der Eurozone einen deutlich anderen Kurs einschlagen würden als ihre Kollegen bei der Fed, erwartet Oldenburger. „Nach den letzten beiden Notenbanksitzungen im März haben sich auch die Erwartungen im Markt deutlich verschoben: Die Anleger gehen nicht mehr mehrheitlich davon aus, dass die Fed die Zinsen im Juni senken wird.“ Grund dafür seien neben der hartnäckigen Inflation insgesamt bessere Wirtschafts- und hier vor allem starke Arbeitsmarktdaten, die eine Senkung der Zinsen nicht wirklich nötig machten.
Anders sehe es in Europa aus. „Hier erhöhte sich stattdessen die am Anleihemarkt gepreiste Wahrscheinlichkeit einer Zinssenkung der EZB spätestens im Juni.“ Im Gegensatz zu den USA sei das Risiko einer Rezession in Europa nach wie vor sehr hoch. Deutschland als die größte Volkswirtschaft der Eurozone verharre bestenfalls im Null-Wachstum. Damit sei die Ausgangslage für das Meeting am Donnerstag klar: „Die EZB dürfte zwar noch keine Änderung an den Leitzinsen vornehmen, aber wohl die entscheidenden Schritte kommunizieren, wie sie im Sommer vorgehen wird“, so der Marktexperte.
Überraschend vor diesem Hintergrund sei die Stärke des Euro im Vorfeld der Sitzung, obwohl die Eurozone vor mehreren Zinssenkungen stehe. „Eine Erklärung dafür könnte sein, dass die Anleger das Voranpreschen der EZB als Chance sehen, da niedrigere Zinsen der Wirtschaft helfen, sich zu erholen oder sie zumindest vor einer weiteren Schwäche abschirmen. Mit anderen Worten, es ist die europäische Version einer sanften Landung“, sagte Oldenburger.
Die europäische Gemeinschaftswährung tendierte am Donnerstagmorgen fast unverändert. Ein Euro kostete 1,0744 US-Dollar (+0,01 Prozent), ein Dollar war dementsprechend für 0,9307 Euro zu haben. Der Ölpreis sank unterdessen leicht: Ein Fass der Nordsee-Sorte Brent kostete am Donnerstagmorgen gegen 9 Uhr deutscher Zeit 90,40 US-Dollar, das waren 8 Cent oder 0,1 Prozent weniger als am Schluss des vorherigen Handelstags.