Das Handelsvolumen der mit dem Ost-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft (OA) verbundenen 29 Länder lag in den ersten zehn Monaten bei fast 469 Milliarden Euro und damit um 14 Prozent über dem Ergebnis des Vorjahres (413 Milliarden Euro). Das sagte Ost-Ausschuss-Geschäftsführer Michael Harms dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“.
Wie Harms erläuterte, konnte der sanktionsbedingte Einbruch im Handel mit Russland um 40 Prozent gegenüber Vorjahr durch große Steigerungen im Geschäft mit anderen Ländern Ost- und Mitteleuropas überkompensiert werden. Allein die vier Länder der Visegrád-Gruppe, also die mittelosteuropäischen Staaten Polen, Tschechien, Slowakei und Ungarn, machen in inzwischen fast 13 Prozent des gesamten deutschen Außenhandels aus. Auch der Handel mit den Ländern Zentralasiens entwickelte sich gut. Die russische Wirtschaft sei in diesem Jahr nicht so stark eingebrochen, wie das noch im Frühjahr prognostiziert wurde, sagte Harms. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) sank im dritten und vierten Quartal lediglich um rund vier Prozent. „Aber die Effekte des Rückzugs der deutschen und anderer internationaler Unternehmen werden sich auch erst 2023 zeigen“, so Harms. Die Rezession werde in Russland deutlich stärker ausfallen, Prognosen würden von einem Rückgang des BIP um sechs Prozent in 2023 ausgehen. Polen lag 2021 mit einem Handelsvolumen von 148 Milliarden Euro an der Spitze der deutschen Handelspartner in Osteuropa und wird 2022 als Lokomotive des Osthandels noch einmal um mindestens zwölf Prozent zulegen, so Harms. Hier würden vor allem in der Auto-, der Elektro- und in der Chemieindustrie gute Geschäfte gemacht. Die Handelsbilanz mit der schwer vom russischen Angriffskrieg gezeichneten Ukraine fiel besser aus als befürchtet: Von Januar bis Oktober hat Deutschland Waren im Wert von 2,5 Milliarden Euro aus der Ukraine importiert und Produkte für 3,9 Milliarden Euro exportiert. Somit sei der Import aus der Ukraine im Vorjahresvergleich mit minus 0,9 Prozent fast gar nicht zurückgegangen während des Krieges, sagte Harms. Der deutsche Export sei nur um elf Prozent geschrumpft. „Das ist unter diesen Kriegsbedingungen fast unerklärlich“, sagte Harms und fügte hinzu: „Das ist eine sehr gute Nachricht.“