„Insgesamt wird die Wirtschaft eher auf Vorjahresniveau bleiben und sich auch im kommenden Jahr nicht sichtbar erholen“, sagte Fratzscher dem Wirtschaftsmagazin Capital. Das Statistische Bundesamt hatte am Donnerstag seine Schätzung für die Wirtschaftsleistung im ersten Quartal nach unten revidiert, wodurch sich die deutsche Volkswirtschaft definitionsgemäß in einer Rezession befindet.
Für das Gesamtjahr geht der Ökonom von einem Nullwachstum aus: „Es könnte auch leicht positiv oder negativ sein, aber das wissen wir nicht“, so Fratzscher. Normalerweise folge auf eine Rezession „ein recht deutlicher Aufholprozess, aber genau davon gehen wir nicht aus“. Gesamtwirtschaftlich rede man eher von einer Stagnation auf absehbare Zeit. Fratzscher sagte, die Korrektur der konjunkturellen Schätzung durch das Statistische Bundesamt sei „nicht unerwartet“ gewesen. „Wichtig ist, dass wir erst einmal in der Schwächephase bleiben werden und noch viel passieren kann, das die Wirtschaft erneut in eine Rezession treibt“, so der DIW-Präsident. Zu den Risiken gehörten eine Eskalation des Kriegs in der Ukraine, Probleme mit den Lieferketten und geopolitische Konflikte. Eine Besonderheit der aktuellen wirtschaftlichen Lage sei der ungewöhnlich schwache private Konsum. „Die Reallöhne gehen deutlich zurück, Menschen mit geringen Einkommen sind davon besonders hart getroffen, weil die Inflation deutlich über den Lohnerhöhungen liegt“, so Fratzscher.