Immer mehr Unternehmen vermeiden die gesetzliche Mitsprache der Beschäftigten. Das geht aus einer Studie des Instituts für Mitbestimmung (IMU) hervor, über die die „Süddeutsche Zeitung“ in ihrer Mittwochausgabe berichtet.
Demnach hatten im Jahr 2022 39 Prozent der Großunternehmen mit mehr als 2.000 Beschäftigten keinen voll mitbestimmten Aufsichtsrat, in dem zur Hälfte Vertreter der Arbeitnehmer saßen. Drei Jahre zuvor waren es nur 32 Prozent. 2022 hatten demnach 2,5 Millionen Beschäftigte keinen voll bestimmten Aufsichtsrat, obwohl sie in Großunternehmen tätig sind.
Laut der Studie des Instituts der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung nutzen die Firmen oft legal nationale Gesetzeslücken oder durch EU-Recht geschaffene Vermeidungsmöglichkeiten gezielt oder als Nebeneffekt von Firmenkonstruktionen. 172 Unternehmen ignorierten die Mitbestimmung laut Studie sogar rechtswidrig. In Branchen wie Handel, Gesundheit, Leiharbeit oder Gebäudemanagement hebelt demnach die Mehrheit der Großunternehmen die Mitbestimmung im Aufsichtsrat aus.