IWF-Europadirektor warnt vor neuen Risiken für Konjunktur

Der Europadirektor des Internationalen Währungsfonds (IWF), Alfred Kammer, sieht die "hartnäckige und beharrliche Inflation" als "Problem Nummer Eins" für den Kontinent.

Zwar werde die Gesamtinflation in Europa in diesem Jahr „erheblich zurückgehen“, doch Grund zur Sorge sei, „dass wir bei der Kerninflation noch nicht am Höhepunkt angelangt sind“, sagte Kammer dem „Handelsblatt“. Sie werde in einigen europäischen Ländern weiter steigen.

Der IWF geht in seiner aktuellen Konjunkturprognose davon aus, dass die Wirtschaft in Deutschland in diesem Jahr leicht schrumpfen wird. Laut Kammer habe man den „dämpfenden Effekt“ durch die jüngsten Erschütterungen im Bankensektor berücksichtigt. „Die Banken in Europa sind solide, sie haben hohe Liquiditätsquoten, sind gut reguliert und überwacht. Wir befinden uns in einer anderen Welt als während der globalen Finanzkrise 2008“, sagte er. „Aber das bedeutet nicht, dass wir selbstgefällig sein sollten“, so Kammer. „Die Zukunftsrisiken bleiben bestehen.“ Die vergangenen Jahre hätten gelehrt, „dass der nächste Schock gleich um die Ecke sein kann.“ Im „Handelsblatt“ lobte Kammer Deutschland für seine „schnelle Reaktion auf die Energiesicherheitskrise“ nach dem Ausbruch des Ukraine-Kriegs, aber es müsse „noch mehr getan werden“, um den Standort zu stärken. Wichtige Investitionen, etwa in die Digitalisierung, seien über Jahre versäumt worden. Auch die Energiewende werde „massive Investitionen erfordern, zum Teil öffentliche und hauptsächlich private“. Dank Klima-Investitionen werde Deutschland so stark wachsen wie in den 1950er- und 1960er-Jahren, hatte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) zuletzt versprochen. „Sicher helfen Klima-Investitionen beim Wachstum“, sagte Kammer dazu, „aber Wunder sind selten.“




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