Der neue Vorstandschef des Logistikkonzerns DHL, Tobias Meyer, sorgt sich um das Klima und die Nachhaltigkeit des Transports. „Für mich ist der Klimawandel das größte Problem, das die Menschheit vor sich hat, die Zeit zu reagieren, wird immer kürzer“, sagte er der „Welt am Sonntag“.
DHL hat sich zum Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2050 klimaneutral arbeiten zu wollen. Auf die Frage, ob dies nicht zu weit in der Zukunft liege, sagte der Manager: „Es wäre unseriös, etwas zu versprechen, von dem wir nicht wissen, wie wir es erreichen können.“ Im Inland gehört die Deutsche Post zum DHL-Konzern.
Der größte Anteil der Emissionen an Kohlendioxid stamme bei DHL aus der Luftfracht auf der Langstrecke. „Doch genau dort gibt es heute keine technische Alternative zu kohlenwasserstoffbasierten Kraftstoffen“, sagte Meyer. Zwar kaufe DHL die sogenannten Sustainable Aviation Fuels, Kraftstoffe für die Luftfahrt, die aus nicht fossilen Rohstoffen hergestellt werden, zu einem signifikanten Anteil der verfügbaren Menge, der Konzern finde allerdings noch niemanden, der die nötigen Mengen für zehn Jahre zu verlässlichen Preisen anbieten könne. Deshalb suche DHL in den USA, in Europa, aber auch in Asien einschließlich China nach Partnerschaften.
In Deutschland wiederum schafft DHL im Zustellgeschäft der Deutschen Post gerade wieder Fahrzeuge mit Dieselmotor an. „Auch in diesem Jahr wird die große Mehrheit der neuen Zustellfahrzeuge in Deutschland elektrisch sein, wir werden aber etwa 700 Dieselfahrzeuge kaufen“, sagte Meyer. Der Konzern könne nur das investieren, was er auch verdiene. „Wir haben derzeit im regulierten Briefgeschäft nicht die Investitionsmittel, um 100 Prozent E-Mobilität darzustellen“, so Meyer.
Das wohl wichtigste Thema im Inlandsgeschäft für den Konzern ist das neue Postgesetz, das zum Beispiel längere Brieflaufzeiten vorsieht. „Es trifft zu, dass die Verlängerung der Zustellzeit um de facto einen Tag positiv ist.“ Als Gewinner der Neuregelung sieht sich der Konzernchef dennoch nicht. Denn durch das Gesetz werde zusätzlicher Wettbewerb eingeführt, etwa durch den erweiterten Zugang zum Zustellnetz der Deutschen Post für private Briefdienste. „Diese Wettbewerbsförderung mit der Brechstange halte ich in einem insgesamt schrumpfenden Briefmarkt nicht für sinnvoll. Sie hat sich auch nirgendwo anders in Europa bewährt“, sagte Meyer.