„Die Forderung von 15 Prozent in zwölf Monaten umzusetzen, würde unser Post- und Paketgeschäft in Deutschland aufs Spiel setzen – das ist keine Übertreibung“, sagte Appel dem Nachrichtenmagazin Focus. Sein Vorstand habe das „umfangreichste Tarifangebot“ in der Geschichte des Unternehmens vorgelegt, so Appel.
„Wer glaubt, dagegen zum Streik aufrufen zu müssen, macht einen historischen Fehler und wird der Belegschaft letztlich schaden.“ Er könne „sehr gut nachvollziehen, dass sich viele Menschen zurzeit fragen, wie sie angesichts von Inflation und hohen Energiepreisen über die Runden kommen sollen“. Als Vorstandschef habe er aber die Verantwortung, Arbeitsplätze langfristig zu erhalten. „Wenn ich heute die Löhne unverhältnismäßig erhöhen würde, würden sich in zwei, drei Jahren die Gewerkschaften darüber beklagen, dass wir Personal abbauen müssen, weil wir Verluste machen“, so Appel. „Deshalb kann ich nichts entscheiden, von dem ich überzeugt bin, dass es der langfristigen Perspektive schadet.“ Appel, der sich im Mai als Vorstandsvorsitzender des Bonner Konzerns verabschiedet, erinnerte sich an seine Anfänge: „Vor 15 Jahren, als ich hier als CEO anfing, habe ich einer Entscheidung zustimmen müssen, dass 35.000 Menschen ihren Job verlieren. Damals habe ich mir geschworen, dass das nie wieder passieren darf.“ Verdi hatte die Tarifverhandlungen mit der Post zuletzt ergebnislos abgebrochen und zur Urabstimmung aufgerufen, die am Rosenmontag beginnen soll und in einem unbefristeten Arbeitskampf münden könnte. In Deutschland arbeiten aktuell noch 160.000 der weltweit rund 590.000 Beschäftigten des Post-Konzerns, der fürs vergangene Jahr mit einem Rekordgewinn von 8,4 Milliarden Euro rechnet – eine Summe, deren Löwenanteil längst außerhalb Deutschlands erwirtschaftet wird.