Lesung von Karsten Dümmel im Salzbrunnenhaus
Am 11. Oktober fand im Salzbrunnenhaus eine Lesung des Autors Karsten Dümmel statt. Mit seinem Roman „Strohblumenzeit“ entführte er die Zuhörer auf eine spannende und emotionale Reise. Die Stadt Sulzbach hatte den Autor im Rahmen des Sulzbacher Elysée-Jahrs eingeladen. Frankreichbezogene Veranstaltungen haben in Sulzbach einen festen Platz im Planungskalender und grenzüberschreitende Beziehungen werden hier besonders geschätzt.
Karsten Dümmel hat selbst grenzüberschreitende Erfahrungen gemacht, die ihn geprägt haben. In der früheren DDR aufgewachsen, wurde er aufgrund seiner kritischen Haltung vom Regime unterdrückt und musste schwere Arbeiten verrichten. Zudem wurde er regelmäßig unter Arrest gestellt. Trotzdem setzte er sich als Menschenrechtler für Frieden und Menschenrechte ein. Erst 1987 durfte er ausreisen, als ihm eine Liste mit Ausreisewilligen vorgelegt wurde.
Auch in seinem Roman „Strohblumenzeit“ spielt die DDR eine zentrale Rolle, ebenso wie Frankreich und Deutschland. Die Geschichte erzählt von den letzten fünfzig Jahren in Deutschland und behandelt deutsch-deutsche und deutsch-französische Geschichte und Erfahrungen. Eine junge Französin macht sich auf den Weg von Avignon nach Berlin, um Akten über ihren Vater zu finden. Der Roman spielt auf drei Ebenen: der Gegenwart, der Vergangenheit und der Zukunft. Im Ost-Berlin der siebziger Jahre arbeitet ein junger Mann namens Arno in einem Stahlwerk und ist in Marie-Sophie verliebt, eine Französin, die in West-Berlin studiert. Doch die Behörden verbieten ihr den Besuch in Ost-Berlin. Arno erfährt von dem Kind, das sie erwartet, doch dann wird der Kontakt unterbunden. Die Vergangenheit erzählt von Arnos Kindheit bei seiner Großmutter, einer lebenslustigen Frau, die als Wahrsagerin bekannt ist. Sie raucht Zigarren und erzählt wunderbare Geschichten, die Arno später Kraft geben.
Die Tochter, die in Frankreich bei ihrer Mutter aufgewachsen ist, kennt ihren Vater nur aus Erzählungen und Briefen. Sie möchte herausfinden, wer er wirklich war. Doch ob sie die Akten über ihn wirklich sehen will, ist ihr am Ende der Reise nicht mehr klar.
Die Lesung wurde musikalisch von Wolfgang Winkler auf der Gitarre begleitet. Im Anschluss hatten die Zuhörer die Möglichkeit, Fragen zu stellen und sich mit dem Autor über den Roman auszutauschen. Trotz des Titels „Strohblumenzeit“ kam das Wort während der Lesung gar nicht vor. Auf Nachfrage erklärte Karsten Dümmel, dass es sich um die Vergangenheit handelte, in der Arnos Großmutter mit ihm Strohblumen gebastelt hatte, um die dunkle Winterzeit zu erhellen. Der Abend endete in gemütlicher Runde bei einem Glas Wein und vertiefenden Gesprächen.
Quelle: Stadt Sulzbach
Bildrechte: Stadt Sulzbach