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PressRelease vom
13.12.2022
| Statistisches Landesamt
| Statistik
Vorläufiger Jahresrückblick: Die Entwicklung der saarländischen Wirtschaft 2022
Steigende Preise für Energie und Lebensmittel, hohe Inflationsrate – Beispiele wie sich u.a. der Ukraine-Krieg auch auf die saarländische Wirtschaft auswirkt. Der vorläufige Jahresrückblick für das Jahr 2022 spiegelt die Geschehnisse in der Welt wieder.
Wie das Statistische Landesamt Saarland mitteilt, liegen für das Produzierende Gewerbe und einzelne Dienstleistungsbereiche Ergebnisse bis September oder Oktober vor, bei der Arbeitslosigkeit und der Preisentwicklung bis November.
So sehen die Ergebnisse für die einzelnen Bereiche aus:
Verarbeitendes Gewerbe
Das Verarbeitende Gewerbe präsentierte sich im bisherigen Jahresverlauf robust. Im Betrachtungszeitraum der ersten neun Monate setzte sich der nominale Wachstumskurs bei gleichzeitig massiv gestiegenen Erzeugerpreisen und deutlichen Preiserhöhungen auf den Absatzmärkten sowie zunehmender Energieengpässen fort. Der Umstieg auf „grüne“ Energieversorgung wird durch den Ukraine-Krieg beschleunigt und wird weitere Transformations- und Anpassungsprozesse in der saarländischen Industrie in Gang setzen.
Im Zeitraum Januar bis September 2022 lag eine hohe Nachfrage vor. Die entgegengenommenen nominalen Aufträge übertrafen das vergleichbare Vorjahresniveau um 7,4 Prozent. Die ausländischen Bestellungen nahmen um 10,8 Prozent zu, die inländischen Bestellungen erhöhten sich um 3,8 Prozent. Die reale Produktionsleistung entwickelte sich in den drei ersten Quartalen schwach. Vielfach wurden die Vergleichswerte des Vorjahres unterschritten. Der Produktionsindex im Verarbeitenden Gewerbe wies im Betrachtungszeitraum ein leichtes Plus von 0,3 Prozent auf 84,4 Indexpunkte aus (Basis 2015 = 100).
Mit 21,1 Mrd. Euro erzielten die Betriebe des Verarbeitenden Gewerbe ein deutliches Umsatzplus von 17,6 Prozent. Im Export belief sich der Absatz bei einer Exportquote von 48,6 Prozent auf 10,3 Mrd. Euro, ein Plus von 16,6 Prozent. Die inländischen Geschäfte verbesserten sich mit 10,9 Mrd. Euro um 18,6 Prozent ebenfalls deutlich.
Im Betrachtungszeitraum wurden 75,8 Mio. Arbeitsstunden in den Betrieben des Verarbeitenden Gewerbes (mit 50 oder mehr Beschäftigen) geleistet. Dies sind 0,4 Prozent weniger als im vergleichbaren Vorjahreszeitraum. Mit durchschnittlich 72.892 tätigen Personen hat sich die Zahl der Beschäftigten im Jahresverlauf um weitere 0,6 Prozent verringert. Davon waren insbesondere die „Stahlindustrie“ mit einem Personalabbau von 171 sowie die „Fahrzeugindustrie“ mit 1.099 Personen betroffen.
Die aktuellen positiven Wachstumsraten sind dabei überwiegend auf Basiseffekte zurückzuführen. Gegenüber dem vergleichbaren Zeitraum des Vor-Corona-Jahres 2019 sind die Umsätze „lediglich“ um 5,5 Prozent gestiegen.
In den ersten neun Monaten 2022 verbuchten alle Branchen Umsatzzuwächse. Bei den Betrieben der Metallerzeugung und Metallbearbeitung erhöhten sich die Umsätze kräftig um 37,9 Prozent auf 4,3 Mrd. Euro. Mit ausländischen Abnehmern wurden 1,9 Mrd. Euro umgesetzt, was einer Umsatzsteigerung von 40,6 Prozent entspricht. Das Inlandsgeschäft belief sich auf 2,5 Mrd. Dies ist ein Plus von 35,9 Prozent. Die kumulierten Auftragseingänge lagen um 2,0 Prozent über den Vergleichswerten des Vorjahres. Die Produktionsleistung unterschritt die Vergleichswerte allerdings um 3,8 Prozent.
Bei den Herstellern von Metallerzeugnissen liefen die Geschäfte ebenfalls erfreulich. Die Betriebe steigerten ihre Erlöse um 24,5 Prozent auf 1,7 Mrd. Euro. Die Zuwächse auf dem inländischen Markt betrugen 30,3 Prozent auf 1,1 Mrd. Euro. Mit 621 Mio. Euro nahm das Exportgeschäft um 15,6 Prozent zu. Das Bestellvolumen übertraf die Vorjahresvergleichswerte um 15,4 Prozent. Der Ausstoß lag um 1,0 Prozent unter den Vergleichswerten.
Ebenfalls deutliche Mehreinnahmen erzielten die Maschinenbau-Betriebe. Mit 3,9 Mrd. Euro erzielten sie ein Umsatzplus von 14,7 Prozent. Während der Inlandsumsatz um 22,6 Prozent auf 1,8 Mrd. Euro anzog, betrug die Erhöhung mit ausländischen Abnehmern 9,0 Prozent auf 2,2 Mrd. Euro. Das Auftragsvolumen stieg dabei um 4,0 Prozent. Die Produktion legte um 5,2 Prozent zu.
Die Hersteller von Kraftwagen und Kraftwagenteilen haben ein schwieriges Jahr hinter sich. Die Entscheidung, den einzigen Fahrzeughersteller im Land in einigen Jahren zu schließen, stellt die saarländische Wirtschaft vor große Herausforderungen. Hinzu kommen die ökonomischen Anpassungen hin zur Elektromobilität. Dies wird enorme Auswirkungen auf die Zulieferindustrie haben.
Mit 5,6 Mrd. Euro wurde das Branchenergebnis aus dem Vorjahr um 5,9 Prozent überschritten. Dabei konnte der einzige Fahrzeughersteller die durch Kurzarbeit und Lieferengpässe verursachten Umsatzeinbrüche im vergangenen Jahr mehr als ausgleichen. Die Zulieferindustrie erzielte ebenfalls Umsatzzuwächse. Die Bestellungen bei den Herstellern von Kraftwagen und Kraftwagenteilen nahmen insgesamt um 9,0 Prozent zu, wobei die inländische Nachfrage sich um 8,8 Prozent verringerte. Die ausländischen Bestellungen legten dagegen um 22,8 Prozent zu. Der Output verfehlte jedoch um 1,5 Prozent das vergleichbare Vorjahresergebnis.
Die Gummi- und Kunststoffwaren herstellenden Betriebe verbuchten ein Umsatzplus von 6,9 Prozent auf 782 Mio. Euro. Bei einer Exportquote von 63,3 Prozent legte der Auslandsabsatz um 5,9 Prozent auf 495 Mio. Euro zu. Die Produktionsleistung fiel um 15,2 Prozent geringer aus.
Die Reparatur- und Installationsbetriebe von Maschinen und Ausrüstungen profitierten ebenfalls von besseren Geschäftsverläufen und erzielten mit 170 Mio. Euro eine Umsatzsteigerung von 40,0 Prozent.
In der Nahrungs- und Futtermittelindustrie wurden 1,2 Mrd. Euro umgesetzt, was einer Erhöhung um 6,1 Prozent entspricht. Im Inlandsgeschäft wurden 851 Euro erwirtschaftet, was einem Plus von 5,5 Prozent entspricht. 395 Mio. Euro fielen im Export an, eine Zunahme um 7,5 Prozent.
Baugewerbe
Das saarländische Baugewerbe konnte nach einem verhaltenen Vorjahr mit deutlichen Umsatzzuwächsen aufwarten, die aber mit der zunehmenden Materialknappheit und damit einhergehenden Preissteigerungen im Zusammenhang stehen. Die Baubetriebe (mit im Allgemeinen 20 oder mehr Beschäftigten) schlossen insgesamt die ersten neun Monate 2022 mit einer Umsatzsteigerung von 12,9 Prozent auf 1,1 Mrd. Euro ab. Während sich im Bauhauptgewerbe der baugewerbliche Umsatz auf 738,9 Mio. Euro belief und sich deutlich um 16,6 Prozent gegenüber dem Vorjahreswert steigerte, rechnete das Ausbaugewerbe baugewerbliche Leistungen in Höhe von 368 Mio. Euro ab; dies ist ein Umsatzplus von 6,1 Prozent. Der vergleichbare baugewerbliche Umsatz im Vor-Corona-Jahr 2019 betrug 1,0 Mrd. Euro. Das im Baugewerbe insgesamt geleisteten Arbeitsvolumen kumulierte sich auf 8,3 Mio. Arbeitsstunden, was einer Zunahme um 2,4 Prozent entspricht.
Im Bauhauptgewerbe erzielte der Hochbausektor einen baugewerblichen Umsatz in Höhe von 346 Mio. Euro und übertraf das Vergleichsergebnis des Vorjahres um 18,2 Prozent. Auch im Tiefbau wurden Umsatzsteigerungen um 15,3 Prozent auf 393 Mio. Euro erzielt.
Die Geschäfte im gewerblichen Bau liefen sehr gut. Mit 262 Mio. Euro betrug das Umsatzplus 23,1 Prozent. Davon profitierte der gewerbliche Hochbau mit einer Umsatzsteigerung von 25,6 und der gewerbliche Tiefbau mit 18,0 Prozent.
Im Wohnungsbau wurden in den ersten neun Monaten 137 Mio. Euro abgerechnet, was einer Erlösverbesserung um 11,9 Prozent entspricht.
Auch im öffentlichen Bau und Straßenbau stiegen die Umsätze an. Mit 340 Mio. Euro wurde ein Plus von 14,0 Prozent ausgewiesen. Davon profitierte insbesondere der Straßenbau mit einem Zuwachs um 15,9 und der sonstige Tiefbau mit 13,6 Prozent.
Die im Zeitraum Januar bis September entgegengenommenen Aufträge blieben mit einem Volumen von 683 Mio. Euro um 11,2 Prozent unter den Vorjahreswerten. Dabei lagen für den Hochbau Bestellungen im Umfang von 299 Mio. Euro vor. Gegenüber dem vergleichbaren Vorjahrswert ist dies ein erheblicher Rückgang um 24,7 Prozent. Für den Tiefbau summierten sich die Aufträge auf 384 Mio. Euro, was einer Zunahme um 3,2 Prozent entspricht.
Das Arbeitsvolumen von Januar bis September erhöhte sich insgesamt (in den Betrieben mit 20 oder mehr Beschäftigten) mit 4,8 Mio. geleisteten Arbeitsstunden um 5,2 Prozent gegenüber dem Vorjahresniveau. Die Zahl der Beschäftigten stieg um 2,8 Prozent auf monatsdurchschnittlich 5 287.
Das Ausbaugewerbe zeigte sich in den ersten drei Quartalen verhalten. Die Zahl der geleisteten Arbeitsstunden (in Betrieben des vierteljährlichen Berichtskreises mit 20 oder mehr Beschäftigten) gingen um 1,1 Prozent auf 3,6 Mio. zurück. Die durchschnittliche Beschäftigtenzahl reduzierte sich um 3,0 Prozent auf 3 829 Personen. Mit einem ausbaugewerblichen Umsatz von 368 Mio. Euro verbesserte sich das Ergebnis um 6,1 Prozent gegenüber dem Vergleichswert aus dem Vorjahr.
Bautätigkeit
Im Zeitraum Januar bis September 2022 summierten sich die veranschlagten Kosten für genehmigte Bauvorhaben bei Wohn- und Nichtwohngebäude auf 698,0 Mio. Euro. Gegenüber dem vergleichbaren Vorjahreszeitraum entspricht dies einer Zunahme um 3,6 Prozent. Insgesamt wurden 671 neue Wohn- und 270 neue Nichtwohngebäude mit einem Kostenvolumen von 565,7 Mio. Euro genehmigt. In den geplanten Wohngebäuden sind 1 536 Wohnungen vorgesehen. Die Wohnungsanzahl fiel dabei um 5,1 Prozent höher aus als im Vorjahr.
Die veranschlagten Baukosten betrugen für die 456 Einfamilienhäuser (-15,9 %) zum Genehmigungszeitpunkt durchschnittlich je 380.000 Euro. Dies entspricht einer Zunahme um 8,4 Prozent. Der Quadratmeterpreis der Wohnfläche verteuerte sich dabei um 7,6 Prozent auf 2.201 Euro. Die geplanten Einfamilienhäuser haben eine Durchschnittswohnfläche von 173 m2 (+0,7 %).
194 Wohnungen (+2,1 %) wurden in Gebäuden mit zwei Wohnungen genehmigt. Hier beträgt der kalkulierte Wohnungspreis 228.000 Euro (-1,5 %) bei einer durchschnittlichen Wohnungsgröße von 107 m2. Damit sind die Wohnungen um 9,4 Prozent kleiner als die im Vorjahr genehmigten.
Weitere 886 Wohnungen (+21,5 %) sind in 118 Mehrfamilienhäusern (mit drei oder mehr Wohnungen) vorgesehen. Hier sind für eine Wohnung durchschnittlich 156.900 Euro (+26,1%) zu veranschlagen. Die Wohnfläche beträgt 80 m2. Gegenüber den Vergleichswerten des Vorjahres fiel die Größe um 10,2 Prozent höher aus.
Energiewirtschaft
Im Zeitraum Januar bis September 2022 erzeugten die saarländischen Kraftwerke (für die allgemeine Versorgung) 2,1 Mio. Megawattstunden (MWh), was einer deutlichen Zunahme um 62,0 Prozent gegenüber dem vergleichbaren Vorjahreszeitraum entspricht. Durch die Drosselung der russischen Gaslieferungen infolge des Ukraine-Krieges geriet die Energieversorgung unter Druck. Die Stromproduktion aus (importierter) Steinkohle erhöhte sich um 156,0 Prozent und betrug 1,4 Mio. MWh. Der Einsatz von Gasen, inkl. Grubengas, blieb mit 524 000 MWh auf Vergleichsniveau. Der Erdgaseinsatz reduzierte sich dabei um 1,2 Prozent.
Im gleichen Zeitraum nahmen Netz-Einspeisungen aus erneuerbaren Energien um 11,5 Prozent auf 1,3 Mio. MWh zu. Dabei wurden aus Windkraft nach vorläufigen Berechnungen 704.000 MWh ins Stromnetz eingespeist. Das ist eine Steigerung von 12,7 Prozent. Aus Photovoltaik stammten 467.000 MWh, was einer Zunahme um 19,1 Prozent gegenüber dem Vergleichswert des Vorjahres entspricht.
Handel und Gastgewerbe
Der Einzelhandel (ohne Kfz) setzte in den ersten zehn Monaten 1,6 Prozent weniger um als im vergleichbaren Vorjahreszeitraum. Der Einzelhandel mit Lebensmitteln blieb mit einem Minus von 6,3 Prozent unter seinem Umsatzniveau des Vorjahres. Umsatzzuwächse verzeichnete sowohl der Einzelhandel mit „Möbeln, Haushaltsgeräten und Baubedarf“ (+2,9 %), der Einzelhandel mit „Textilien, Bekleidung, Schuhen und Lederwaren“ (+22 %) als auch die Apotheken und der Einzelhandel mit „medizinischen, orthopädischen und kosmetischen Artikeln“ (+5,8 %).
Der Versand- und Interneteinzelhandel blieb mit einem Minus von 5,9 Prozent unter seinem Umsatzniveau des Vorjahreszeitraumes.
Der Handel mit Kraftfahrzeugen verzeichnete in den ersten drei Quartalen 2022 ein Minus von 6,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.
Der Landestourismus erreicht fast wieder das Niveau von vor der Coronakrise. Die Beherbergungsbetriebe und Campingplätze des Saarlandes verzeichneten von Januar bis Oktober insgesamt 883.295 oder 74,7 Prozent mehr Gäste als im entsprechenden Vorjahreszeit-raum. Im Vergleich zum Jahr 2019 waren dies jedoch -8,4 Prozent weniger Gäste. Die Zahl der Übernachtungen erhöhte sich um 49,6 Prozent auf 2.595.520. Im Vergleich zum Jahr 2019 entspricht dies einem Minus von 6,5 Prozent. Das Saarland beherbergte rund 85 Prozent der Gäste aus Deutschland und gut 15 Prozent aus dem Ausland.
Im Ergebnis erholte sich der Umsatz sowohl in der Beherbergung (+77,3 %) als auch in der Gastronomie (+29,9 %) in den ersten neun Monaten 2022 gegenüber dem gleichen Vorjahreszeitraum deutlich.
Außenhandel
Der Außenhandel der Saarwirtschaft konnte in den ersten drei Quartalen 2022 sowohl beim Import als auch beim Export Zuwächse verzeichnen. Das Saarland exportierte Waren im Wert von 12,5 Mrd. Euro. Dies sind 11,7 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Festgestellt wird jedoch auch, dass im Vergleich zum Vorjahreszeitraum die exportierte Warenmenge um 1,7 Prozent zurückging.
In den ersten neun Monaten 2022 wurden Waren im Wert von 12,6 Mrd. Euro ins Saarland importiert, im Vergleich zum Vorjahreszeitraum entspricht dies einem Plus von 9,4 Prozent. Mit 3,9 Prozent wurden somit auch mehr Waren ins Saarland importiert.
Die meisten Einfuhren bezog das Saarland weiterhin aus Frankreich (+4 % auf 1,8 Mrd. Euro) und Italien (+7,1 % auf 886 Mio. Euro) und der Niederlande mit 524 Mio. Euro (+1,7 %). Die Importe aus Spanien gingen um 67,8 Prozent auf 755 Mio. Euro zurück. Beim Export erfreute sich die Saarwirtschaft starker Zuwächse der Lieferungen nach Frankreich (+19,1 % auf 2,1 Mrd. Euro), ins Vereinigte Königreich (+9,9 % auf 898 Mio. Euro) wie auch nach Italien (+14,8 % auf 874 Mio. Euro).
Aus den Vereinigten Staaten von Amerika wurden Waren im Wert von 1,29 Mrd. Euro eingeführt – im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ein Plus von 72,0 Prozent.
Die Ausfuhren in die USA konnten in den ersten neun Monaten des Jahres 2022 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 18,9 Prozent auf 1,77 Mrd. Euro gesteigert werden. Die USA blieb neben Frankreich der wichtigste Exportpartner der Saarwirtschaft.
Sowohl bei der Einfuhr als auch bei der Ausfuhr stellten die Güter der Fahrzeugindustrie (Fahrgestelle, Karosserien, Motoren sowie fertige Pkw) mit einem zusammengefassten Handelsvolumen von gut 4,3 Mrd. Euro die weitaus dominierende Warengruppe im saarländischen Außenhandel dar.
Betriebsgründungen und Betriebsaufgaben
Von Januar bis Oktober 2022 verzeichneten die saarländischen Städte und Gemeinden 6.227 Anmeldungen (-2,8 %) von neuen Geschäftstätigkeiten. Darunter waren 998 Betriebsgründungen. Auf der anderen Seite gab es 5.023 Abmeldungen (+5,3 %), wobei in 724 Fällen eine vollständige Betriebsaufgabe vorlag.
Bei Betrieben mit größerer wirtschaftlicher Bedeutung konnten in den ersten 10 Monaten des Jahres 2022 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum 6,2 Prozent mehr Betriebsgründungen und 3,2 Prozent weniger Betriebsaufgaben verzeichnet werden. Die meisten An- und Abmeldungen vollzogen sich in den Bereichen Handel, Gastgewerbe und Dienstleistungen.
Unternehmensinsolvenzen
In den ersten neun Monaten des Jahres 2022 setzt sich der Rückgang der Unternehmensinsolvenzen im Saarland fort. Seit einem Anstieg in den Jahren 2017 bis 2019 gehen die Unternehmensinsolvenzen stetig zurück; im Jahr 2021 im Vorjahresvergleich um 14,3 Prozent und in den ersten neun Monaten 2022 im Vergleich zum Betrachtungszeitraum 2021 um 6,3 Prozent (bzw. um 8 Fälle auf 119 Verfahren).
Preisentwicklung
Die Inflationsrate im Saarland ist im aktuellen Jahresverlauf stark angestiegen. Im Oktober 2022 erreichte die Inflationsrate einen historischen Höchststand von 9,1 Prozent. Im Monat November war ein leichter Rückgang auf 8,2 Prozent zu verzeichnen.
Zeitlich begrenzten Entlastungsmaßnahmen wie das 9-Euro-Ticket und der Tankrabatt hatten sich von Juni bis August dämpfend auf die Inflationsrate ausgewirkt.
Der starke Anstieg der Inflationsrate ist auf die hohen Energiepreise zurückzuführen, die im Jahresverlauf bei der Preisentwicklung einer Vielzahl von Waren und Dienstleistungen ihre Auswirkungen zeigen.
Im Durchschnitt der ersten 11 Monate des Jahres 2022 lag das Verbraucherpreisniveau im Saarland Saar um 7,6 Prozent über dem vergleichbaren Wert für die ersten elf Monate des Jahres 2021. Eine überdurchschnittliche Belastung erfuhren die Saarländerinnen und Saarländer durch den Anstieg der Energiepreise.
Die Preise für Haushaltsenergie lagen im bisherigen Jahresdurchschnitt um 32,8 Prozent deutlich oberhalb des Vorjahresniveaus. Die Preise für Heizöl haben sich fast verdoppelt, hier kam es mit 94,6 Prozent zu einem deutlichen Anstieg. Die Gaspreise (einschließlich Umlage) stiegen um 32,2 Prozent, während sich die Strompreise um 9,8 Prozent erhöht haben. Festen Brennstoffen verteuerten sich im Vorjahresvergleich um 35,9 Prozent (darunter Pellets +35,3 %). Spürbare Verteuerungen gab es auch für die Kraftfahrerinnen und Kraftfahrer an den Tankstellen. Das Preisniveau für Diesel lag 2022 um 41,4 Prozent über dem des Vorjahres, bei Benzin fiel die Preissteigerung mit 44,9 Prozent noch etwas höher aus.
Die Nahrungsmittelpreise im Saarland sind 2022 im Vergleich zu 2021 um 11,2 Prozent gestiegen. Geringer fiel der Anstieg mit 2,4 Prozent bei Bekleidung und Schuhen aus.
Moderat entwickeln sich im Saarland nach wie vor die Wohnungsmieten, die, den Mietwert von Eigentümerwohnungen eingerechnet, rund ein Fünftel der privaten Verbrauchsausgaben ausmachen. Die Nettokaltmieten stiegen im Vergleich zum Vorjahr mit 1,3 Prozent nur unterdurchschnittlich an. Entlastung gab es für die Verbraucherinnen und Verbraucher im Bereich Post und Telekommunikation mit einem Rückgang des Preisniveaus um 0,3 Prozent. Insbesondere Telekommunikationsgeräte sind noch einmal billiger geworden.
Im Bildungswesen war ebenfalls ein Rückgang des Preisniveaus um 2,4 Prozent zu verzeichnen.
Beschäftigung
Der Arbeitsmarkt hat sich der wirtschaftlichen Entwicklung angepasst und stabilisierte sich im Jahresverlauf weiter. Nach vorläufigen Daten der Bundesagentur für Arbeit lag die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im Saarland Ende September 2022 bei 395.800 Personen, 1.900 Personen bzw. 0,5 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Von 395.800 entfielen 118.400 Arbeitskräfte auf die produzierenden Bereiche einschließlich Landwirtschaft und 277.400 Beschäftigte auf die Dienstleistungsbereiche.
Arbeitslosigkeit
Im Saarland waren Ende November dieses Jahres 33.634 Menschen arbeitslos gemeldet. Das waren 1.163 Personen oder 3,6 Prozent mehr als im Vorjahresmonat. Die Arbeitslosenquote, bezogen auf alle Erwerbspersonen, erhöhte sich binnen Jahresfrist von 6,1 auf aktuell 6,4 Prozent im November 2022. Im Reigen der Bundesländer bedeutet dies den 10. Rang.
45,1 Prozent der saarländischen gemeldeten Erwerbslosen sind Frauen. Insgesamt sind 7,0 Prozent jünger als 25 Jahre. Von Langzeitarbeitslosigkeit sind 36,8 Prozent aller Arbeitsuchenden betroffen.
Bevölkerungsentwicklung
Anders als in den Vorjahren, ist das gesamtwirtschaftliche Geschehen des Saarlandes in diesem Jahr durch eine positive Bevölkerungsentwicklung geprägt. In den Monaten Januar bis Juni 2022 nahm die saarländische Bevölkerung dabei um insgesamt 6.869 Personen oder anders gesagt, um 7 Prozent (im gleichen Zeitraum in 2021: -657 oder -0,7 %) zu und lag damit am 30. Juni 2022 bei 989.217 Saarländern. Im Vergleich zur Jahresmitte 2021 lässt sich ein Wachstum der saarländischen Gesamtbevölkerung um 0,6 Prozent verzeichnen.
Kennzeichnend für diese Entwicklung ist dabei im ersten Halbjahr 2022 im Vergleich zum ersten Halbjahr 2021 ein wachsender Anteil der nichtdeutschen Bevölkerung an der saarländischen Gesamtbevölkerung von 12,1 Prozent in 2021 auf 13,3 Prozent im aktuellen Jahr. Bezogen auf die Gesamtzahl der nichtdeutschen Bevölkerung ist dabei ein Anstieg von 8,7 Prozent im Zeitraum Januar 2022 zum Juni 2022 zu erkennen, von der Jahresmitte 2021 zur Jahresmitte 2022 lag der Anstieg bei 11,3 Prozent.
Publikationen Vorläufiger Jahresrückblick: Die Entwicklung der saarländischen Wirtschaft 2022
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Quelle: Saarland.de
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