Der Versuch seine Fehler zu vertuschen

Die Entscheidung, sich über die Empfehlung der Ständigen Impfkommission beim Impfen von Kindern und Jugendlichen hinweg zu setzen ist der billige Versuch, sein eigenes Versagen zu kaschieren. Ein Kommentar.

Mit dem Beschluss, sich über die Empfehlung der Ständigen Impfkommission hinwegzusetzen und eine Impfempfehlung für Kinder und Jugendliche ab 12 Jahren auszusprechen ist billig. (zur aktuellen Berichterstattung)

Nein. Es ist der billigste Versuch der Politik, ihre eigene Stümperei zu vertuschen. Wie können wir Bürgerinnen und Bürger von hochbezahlten Politikern (und Politikerinnen) ernsthaft erwarten, dass sie erkennen, dass Kinder in Präsenz in die Schule müssen, wenn die Ferien zu Ende sind?

Erst wurde man hektisch und panisch als es um Reise-Rückkehrer ging (Mein Kommentar hierzu) und jetzt eben bei den Schulkindern.

Bei den bereits jetzt abzusehenden steigenden Inzidenzzahlen ist zwangsläufig davon auszugehen, dass der Präsenzunterricht schneller auf der Kippe steht, als wir „Gesundheitsministerkonferenz“ aussprechen können.

Und dann steht noch unmittelbar die Bundestagswahl vor der Tür. Da kämen Schulschließungen nicht gerade „Prozentfördernd“. Also sollen sich nun mehr Kinder und Jugendliche impfen lassen. Doch lassen wir das polemisieren. 

Kinder und Jugendliche tragen zum Infektionsgeschehen bei. In anderen Ländern, beispielsweise Frankreich, Großbritannien und den USA werden Kinder ab 12 bereits geimpft. Und ja, auch Kinder können an „Long Covid“ erkranken. Gerade im Bereich „Long Covid bei Kindern“ gibt es signifikante Hinweise. Und dann sind da noch die Vorteile für Geimpfte, die den Alltag erleichtern.

Daher gibt es auch tatsächlich gute Gründe, dass Kinder und Jugendliche ein Impfangebot erhalten – zumal es ja nicht verpflichtend ist und Eltern gemeinsam mit den Kindern entscheiden können. Aus diesem Grund spricht ein gewaltiges Pfund FÜR eine Impfung von Kindern und Jugendlichen. Die Ständige Impfkommission sieht das aktuell offenbar noch etwas anders und spricht sich gegen eine generelle Empfehlung der Impfung aus.

Doch diese Breitseite gegen die Ständige Impfkommission ist an Billigkeit nicht zu überbieten. Als es nicht genügend Impfstoff gab, berief sich die Politik immer wieder auf die StiKo und die Priorisierung, man vertraue ihr, dort säßen die die Mediziner. Ich erinnere insbesondere an die Bedenken als Nebenwirkungen bei den Impfstoffen auftraten. 

Mit der Entscheidung, sich über die Fachkompetenz der Ständigen Impfkommission wegzusetzen, beschädigt die Politik die Institution. Doch, und dies sei ebenfalls anzumerken: Die StiKo verhält sich seit Monaten auch nicht immer glücklich. Sie wirkt behäbig, wie beispielsweise der Blick nach Sachsen zeigt: Dort hat sie SiKo (Sächsische Impfkommission) entgegen der Bundes-StiKo, sich für eine Impfung ausgesprochen. Einen ähnlichen Fall gab es bereits vor einigen Jahren: Dort empfahl die Sächsische Kommission neben Frauen auch Jungen und Männern gegen das HPV-Virus zu impfen. Heute ist klar: Die Siko hatte Recht, die StiKo zog mit fünf Jahren Verspätung nach.

Doch all das soll nicht von einem Punkt ablenken:

Grund für diesen Aktionismus: Das eigene Versagen

Doch wieso übt die Politik plötzlich einen solchen Druck auf das dem Robert-Koch-Institut angegliederte Expertengremium aus, das aus Kinder- und Jugendmezinern, Virologen, Infektionsschutz-Spezialisten und anderen hochkarätigen Mitgliedern besteht?

Der Grund hierfür ist einfach: Es ist das eigene Versagen, was die Politik antreibt. Man hat die Schulen in 1,5 Jahren nicht ausreichend vorbereitet. Antigen-Schnelltests sind insbesondere in den ersten Tagen einer Infektion extrem ungenau. Flächendeckende Lüftungskonzepte fehlen immer noch und auch die groß angekündigten Fördermittel zur Beschaffung von Luftreinigern wurde nur halbgar umgesetzt.

Jetzt, wenige Wochen vor Schulbeginn kam die größere Finanzspritze und Kommunen vor Ort sollen nun auf die Schnelle Geräte beschaffen. Jeder der einen Funken Ahnung von Wirtschaft und Materialbeschaffung hat, weiß, was diese Hohe Nachfrage mit Preis und Verfügbarkeit machen wird.

Stattdessen untergräbt die Politik nun die Fachkompetenz der Experten. Welche Auswirkungen hat dies auf die Arbeit der Stiko – auch nach der Corona-Pandemie?

Und vor allem: Die Untergrabung der StiKo liefert neues Material für verwirrte Querdenker. 

Am Ende lenkt die Politik mit dieser Maßnahme von ihrem eigenen fatalen Versagen seit 1,5 Jahren im Bereich „Bildung“ ab. Es sollte jedem Bürger die Augen öffnen.




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