Kolumne / Meinung

Ein bisschen bremsen, mehr nicht

Am Dienstag startet das „Saarland-Modell“ mit einigen Veränderungen. Diese waren notwendig. Der wichtigste Punkt bleibt: Der Mensch. Ein Kommentar.

Die von vielen erwartete Vollbremsung blieb aus: Saar-Ministerpräsident Tobias Hans (CDU) und seine Stellvertreterin Anke Rehlinger (SPD) können ihr Gesicht wahren, zollen dem medialen, aber insbesondere dem Druck der Bundeskanzlerin Tribut.

Dies ist, auch mit Blick auf die steigenden Zahlen im Saarland, wenn auch ausgelöst durch zahlreiche eingrenzbaren Cluster-Ausbrüchen, richtig.

Es ist aber auch richtig, nach über einem Jahr Pandemie einen anderen Weg zu versuchen.

Ich halte die Idee, durch Tests – und später, wenn nachweisbar, dass geimpfte nicht mehr, oder nur noch minimal ansteckend sind, seine gesetzlichen Freiheiten zurückzuerlangen, für vollkommen richtig.

Es kann nicht sein, dass Menschen, die sich an die wichtigen Regeln halten, sich regelmäßig testen lassen oder gar geimpft sind, dafür „büßen“ müssen, dass andere sich Tests, Impfungen oder Abstandsgeboten widersetzen.

Unabhängig davon, dass ich es als sehr wohl akzeptabel empfinde, sich, nach all dem was die Menschen im vergangenen Jahr mitmachen mussten, welche Existenzen zerstört wurden und das man uns allen ein Jahr Lebenszeit „gestohlen“ hat (nicht die Politik, sondern das Virus!), impfen zu lassen: Es muss jedem weiterhin freistehen.

Dann muss aber, zumindest so lange, bis genügend Menschen freiwillig geimpft werden auch klar sein, dass die, die sich einem Schnelltest, einer Impfung oder den gebotenen Abständen verwehren, nicht die gleichen Rechte haben dürfen, wie die, die ihren gesellschaftlichen Teil beitragen.

Mit dem Saarland-Modell und seinen nun erfolgten Anpassungen trägt die Landesregierung auch denen Rechnung, die behaupten, mit voller Wucht gegen die Wand zu fahren. Und ja, sind wir ehrlich: Das kann passieren. Es hängt am Ende vom Faktor Mensch ab. Davon, ob er sich testen lässt, ob er dann auch entsprechend in Quarantäne begibt, vielleicht auch in Eigenregie Bekannte und „Treffpartner“ informiert, damit diese sich ebenfalls testen lassen können.

Und es hängt davon ab, dass die Menschen diese neue Freiheiten nicht bis zum Anschlag ausreizen und leichtsinnig werden.

Dann kann die Idee des „Testen und Genießen“ funktionieren. Und sind wir ehrlich: Die Anpassungen sind auch sinnvoll. Denn, bundesweit echauffierte man sich herrlich über das „Saarland-Modell“, über den Fakt, dass per Gerichtsbeschluss im Saarland seit Wochen ohne Test, ohne Nachverfolgung per Anmeldung etc. geshoppt werden konnte, nicht.

Daher war folgerichtig, den Handel auch in das „Testszenario“ mit einzubinden.

Und dass die Schulen ab 19.04. einem strengen Testregime unterliegen, ist ebenfalls richtig. Und noch richtiger ist es, eine klare Notbremse vorzusehen – auch mit einem harten Lockdown und Ausgangsbeschränkungen.

Das Ganze an mehreren Parametern festzumachen, ergibt Sinn. Denn dadurch werden mehr Daten erhoben, die zur Auswertung und vor allem auch zum „bundesweiten Lernen“ genutzt werden können. Damit wird auch deutlicher, was die Infektionen nach oben treibt und was eben nicht.

Und Übrigens: Alle die es sich „einfach“ machen und nach einem harten Lockdown rufen, müssen sich eine Sache bewusst machen: Der Lockdown ist die ULTIMA RATIO. Nie dürfen Ausgangssperren oder Betriebsschließungen einfach so genutzt werden, weil es „halt mal wirkt“.

Solche Eingriffe müssen immer die Ausnahme sein und hieb- und stichfest argumentiert werden. Es ist daher richtig, den Blick auf eine alternative Möglichkeit zu richten. Dies macht das Saarland. So etwas erfordert Mut. Auch mit dem Wissen, dass es schief gehen kann.


Ziehen die Bürgerinnen und Bürger jedoch mit, profitieren alle Menschen: Durch schnellere Rückkehr der grundgesetzlichen Lebensweise.

Es handelt sich um eine Alternative und große Chance, das Frühjahr anders zu erleben. Der Schritt ist ambitioniert, insbesondere auch den Einsatz digitaler Tools. Das passt aber auch zu den Plänen der Landesregierung, das Saarland zu einem IT-Standort zu entwickeln. Weshalb also nicht auf die vorhandene Expertise zurückgreifen?



Bildquellen

  • Kolumne: Regio-Journal

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