Wer unser Portal aufmerksam verfolgt, weiß, wie kritisch unsere Kommentare in Bezug auf die Pandemiebekämpfung seit Monaten ausfällt.
Doch es ist auch die Zeit, anzuerkennen, dass nicht alles schlecht läuft. Die „Bundes-Notbremse“ überlagert derzeit die erzielten Fortschritte und innerhalb der Bevölkerung zeichnet sich ein zunehmend negatives Bild. Dies ist aufgrund der Strapazen der vergangenen Monate nachvollziehbar, wird aber der Situation nicht ganz gerecht.
Deutschland verzeichnet verhältnismäßig wenig Todesfälle
(Statistiken Stand 23.04.2021)
Schaut man sich die Statistik der Todesfälle in Zusammenhang mit dem Corona-Virus je einer Million Einwohner an, erkennt man jedoch auch, dass all diese zuweilen harten Maßnahmen erfolgreich waren.
Todesfälle in Zusammenhang mit Covid-19 / je Million
Land | Todesfälle je Million Einwohner |
Tschechien | 2691 |
Belgien | 2056 |
Italien | 1960 |
Großbritannien | 1868 |
Spanien | 1657 |
Frankreich | 1562 |
Schweden | 1368 |
Deutschland | 973 |
Am schwersten – in absoluten Zahlen – von der Pandemie betroffen sind die USA mit 570.346 Todesfällen, gefolgt von Brasilien mit 383.502, Mexiko (214.095), Indien (186.920), Großbritannien (127.597) und Italien (118.357).
Anhand der Statistik je Million Einwohner zeigt sich das deutlichere Bild.
Es ist uns also allen gemeinsam gelungen, insbesondere auch mit Blick auf unsere Nachbarländer, deutlich weniger Todesopfer ertragen zu müssen.
Auch beim Impfen geht es voran
Endlich auch mal gute Nachrichten beim Impfen. Es zeichnen sich substanzielle Fortschritte ab. Die Impfkampagne in Deutschland, aber auch der EU nimmt rasant an Fahrt auf. Dies belegen die Lieferdaten der Hersteller ebenso eindrucksvoll, wie auch die Meldungen aus den Ministerien.
Aus den Lieferdaten der Hersteller (liegen Regio-Journal vor) geht hervor, dass im ersten Quartal 19.695.375 Impfdosen geliefert wurden. Im 2. Quartal sind es bereits 56.724.150 Dosen. Hinzu kämen weitere rund 2,8 Millionen von AstraZeneca sowie 10,1 Millionen von Johnson&Johnson (nur einmal zu verimpfen) sowie eine noch nicht benannte Menge von CureVac, sofern die Zulassung auf EU-Ebene erteilt wird.
EU lernt aus Fehlern
Es ist und bleibt unverzeihlich, dass die EU sich hat bei der Bestellung von Impfstoffen hat derart übertölpeln lassen. Dies hat tausende Menschenleben gefährdet oder im schlimmsten Fall sogar „gekostet“ und damit unfassbares Leid über Familien gebracht.
Dass die EU jetzt bereits einen Mega-Deal mit BioNtech abgeschlossen hat, zeigt, dass man auch auf EU-Ebene lernfähig ist. 1,8 Milliarden Impfdosen für die EU bis 2023, um die Booster-Impfungen zuverlässig sicherzustellen sind ein klares Zeichen, dass man aus seinen Fehlern gelernt hat.
Auch dass man zur Bedingung gemacht hat, dass sämtliche für die Produktion benötigten Materialien in der EU hergestellt werden müssen zeigt, dass man unabhängiger von anderen Ländern werden möchte.
Diese Erkenntnis kommt spät, zu spät aus meiner Sicht, aber sie kam.
Spahn kündigt Ende der Priorisierung an
Ein weiteres Indiz, dass die Impfkampagne in Deutschland endlich richtig Fahrt aufnimmt, ist die Ankündigung von Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU), dass im Juni die Priorisierung bei den Impfungen aufgegeben wird. Dann kann jeder, der möchte, einen Termin zum Impfen gegen Sars-CoV-2 vereinbaren. Ein gutes Zeichen – früher wäre dennoch schöner gewesen.
Mehr als eine Million Menschen verloren ihre Arbeit
Corona hat die deutsche Wirtschaft dennoch hart getroffen. Trotz Kurzarbeit haben viele Menschen ihren Arbeitsplatz verloren. Mehr als eine Million Menschen, legte die Bundesregierung vor. 477.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte und 526.000 geringfügig Beschäftigte verloren demnach ihren Job. Besonders betroffen war das Gastgewerbe, also etwa aus Hotellerie und Gastronomie. Hier wurden 398.000 Menschen arbeitslos.
Ohne die Möglichkeit der Kurzarbeit wären es wohl viele mehr gewesen. Zeitweise waren nämlich rund 6 Millionen Menschen in Kurzarbeit ausgelagert. Der Schutzschirm war also löchrig und hat nicht alle Härten abfedern können. Im März waren immerhin fast 500.000 Menschen mehr arbeitssuchend als im März 2019.
Wirtschaft brach deutlich ein, hohes Staatsdefizit
Die Auswirkungen der Coronakrise sind auch für den Staat brutal. 4,9% Wirtschaftsleistung gingen im Jahr 2020 verloren. Es ist der stärkste Einbruch seit 1970. Der Staat machte im Jahr 2020 fast 140 Milliarden Euro Verlust. Dies bedeutet das zweithöchste staatliche Defizit seit der Wiedervereinigung.
Damit verbunden sind zahlreiche Schicksale von kleinen Unternehmen. Trotz Wirtschaftshilfen, die teilweise nicht richtig oder zu spät ausgezahlt wurden, konnte nicht jedem Unternehmen geholfen werden.
Gleichzeitig hat der Staat jedoch auch über eine Billion Euro an Wirtschaftshilfen zur Verfügung gestellt. Wie so oft, gibt es bei solchen Maßnahmen Gewinner, aber auch Verlierer. Neben Großkonzernen, besonders aus der Automobilbranche, die sich mit Kurzarbeitergeld sanieren konnten, gab es zahlreiche Betrüger. Es wäre also an der Zeit, die, die in der Krise profitiert haben, zur Kasse zu beten. Macht man dies nicht, muss am Ende der Steuerzahler wieder ran.
Fazit: Licht und Schatten
Es ist noch zu früh, um ein Urteil über die Arbeit der Bundesregierung zu fällen. Doch bereits jetzt kann man sagen: Es gibt Licht und auch Schatten. Menschleben zu retten, gelang der Bundesregierung in Zusammenarbeit mit den Bürgern gut. Der Preis hierfür ist hoch: Staatsverschuldung, Wirtschaftsleistungsverlust, Betriebe, die aufgeben mussten.
Grundsätzlich zeichnen die Wirtschaftsweisen ein positives Bild ab dem Jahr 2022. Die robuste deutsche Wirtschaft könnte sich schneller erholen, als man heute zu Träumen wagt. Doch hierfür braucht es vor allem innerstädtische Investitionen, um die Städte wieder zum Leben zu erwecken. Es braucht auch eine „Neustarthilfe“, um die Wirtschaft, groß und auch klein, wieder anzukurbeln und es braucht vor allem endlich ein positiver Blick nach vorne.
Was es nicht mehr braucht, sind politische Querelen, Zankereien und Besserwisserei. Es wird langsam Zeit, Vorbereitungen für die Zeit ab Juli zu treffen. Denn dann geht es darum, die Wirtschaft wieder auf Hochtouren zu bringen.