Die Frage ist einfach: Wann kann die Maskenpflicht in Schulen aufgehoben werden? Die Antwort darauf zu geben, stellt sich deutlich schwieriger dar.
Ein größerer Teil der Bevölkerung, laut einer Umfrage des Meinungsforschungsinstitut YouGov immerhin 59 Prozent der Befragten, spricht sich „eher“ oder „voll und ganz“ für die Aufhebung der Maskenpflicht in Schulen aus. 31 Prozent hingegen lehnen es ab, zehn Prozent haben keine klare Meinung.
Immer mehr Bundesländer folgen dem Wunsch der Eltern, heute beispielsweise das Saarland die Maskenpflicht im Unterricht abgeschafft. Auf Fluren etc. bleibt sie bestehen. Auch Bayern lockert, dort hingegen lediglich auf dem Schulhof. In Gebäuden und während des Unterrichts hingegen bleibt die Pflicht zum Tragen einer Maske bestehen.
Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) warnt vor einer zu frühen Abschaffung der Maskenpflicht, da sich zahlreiche Klassenräume nicht richtig lüften ließen. Außerdem gebe es weiterhin großen Nachholbedarf bei Lüftungsanlagen.
Weiterhin seien viele Lehrkräfte nicht vollständig geimpft. Die Forderung ist deutlich: „Die Länder müssen die Sommermonate nutzen und in Sachen Hygieneschutz für Lehrkräfte, Schülerinnen und Schüler sowie deren Eltern nacharbeiten“, forderte die Gewerkschaftschefin und mahnte: „Corona ist nicht vorbei“. In die gleiche Kerbe schlägt der Deutsche Lehrerverband. Man solle weiter vorsichtig sein, denn das Virus sei nicht von der Bildfläche verschwunden.
SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach hält Masken im Freien für nicht mehr notwendig, außer dort, wo Abstände nicht eingehalten werden könnten. Generell würde er jedoch zum aktuellen Zeitpunkt die Maskenpflicht an Schulen noch nicht aufheben. Außer dort, wo Inzidenzen niedrig sind.
Es zeigt sich quer durch Deutschland ein geteiltes Bild. Auf der einen Seite das Verständnis zur Abschaffung, gerade jetzt mit steigenden Temperaturen, auf der anderen Seite der Virenschutz.
Schaut man sich die letzten Monate an, da wurden Kinder von der Politik zu regelrechten Virenschleudern gemacht. „Kinder infizieren Eltern, diese die Oma, die dann stirbt“. So oder so ähnlich wurde öfters das Schreckensszenario gezeichnet.
Jetzt wo Oma und Opa geimpft sind, scheinen die Eltern kein Problem zu sein. Viele Eltern sind ungeimpft, drohen, im Falle einer Infektion auf Kosten des Arbeitgebers auszufallen.
Von drohenden Schäden durch beispielsweise Long-Covid gar nicht zu sprechen.
Im Moment läuft es bei uns im Land sehr gut. Masken stellen eine – oftmals – einfache Lösung zum Schutz von sich selbst und seinen Mitmenschen dar. Diesen Schutz nun arglos über Board zu werfen, halte ich für ein gefährliches Spiel. Als Wahlkampfmanöver sicher wirkungsvoll, doch nicht ganz nachzuvollziehen.
Spanien beispielsweise hat seit über einem Jahr eine strikte Maskenpflicht – selbst bei Temperaturen bis 40 Grad muss jeder, der sein Haus verlässt – und wenn er auch alleine in der Straße steht – Maske tragen.
Auch dort findet es niemand „schön“, aber es half, die Inzidenzwerte drastisch zu senken.
Maske ja oder nein?
Die Frage, ob es richtig ist, Masken für Schülerinnen und Schüler nicht mehr verpflichtend zu machen, kann ich nicht beantworten. Auch wenn ich ein großer Freund von unserem alten Leben bin: Masken im öffentlichen Raum halte ich für ein geringes Übel, einen kleinen Preis für mehr Sicherheit. Zumindest übergangsweise, bis die Impfquote weiter gestiegen ist.
Dies gilt für Schüler ebenso wie auch für Erwachsene, die in den Handel möchten.
Wir sollten in diesem Jahr nicht schon wieder den selben Fehler machen, wie im letzten Jahr: Nach einem hervorragenden Sommer folgte nämlich das böse Erwachen im Herbst und Winter. Schulen waren unvorbereitet, Tests nicht vorhanden, strenge Regeln an falschen Stellen und zu lasche dort wo es wichtig gewesen wäre.
Ich hätte nichts gegen eine Maskenpflicht in Schule und Geschäften bis in den Herbst Hinein – und wenn nötig auch noch den Winter. Das ist immer noch besser als Lockdowns und Betriebsschließungen.
Hört die Politik diesmal auf die Wissenschaft?
Bleibt zu hoffen, dass die Politik diesmal weiß, was sie tut. Der Homburger Virologe Dr. Jürgen Rissland, der während der Pandemie sicherlich nicht als Alarmtröte aufgefallen ist, hält die Lockerungen verfrüht. Generell sehen mehr beratende Virologen es als sinnvoll an, zwischen „innen“ und „außen“ zu unterscheiden. Während in Innenräumen weiter zum Maskentragen geraten wird, könne außen gelockert werden.
Selbst der Hamburger Virologe Jonas Schmidt-Chanasit sieht im Innenbereich Masken als sinnvoll an. Schmidt-Chanasit gilt in Expertenkreisen eher als ein etwas „lockerer“ eingestellter Kollege.
Übrigens: Mit Blick auf den Effekt von Masken in der Pandemiebekämpfung kam zum Beispiel eine Untersuchung an der McMaster Universität in Kanada in einer großangelegten Metaanalyse zu dem Schluss: Masken senken das relative Risiko, sich zu infizieren, um etwa 80 Prozent.
Wenn das Basis-Ansteckungsrisiko bei etwa 50 Prozent liege – wie etwa bei Chorproben – verringere sich das Risiko schon mit einer einfachen OP-Maske auf 10 Prozent, schrieben die Forscher im Fachmagazin „The Lancet“.
Dies sollte die Politik ebenfalls nicht vergessen.
Bildquellen
- Kolumne: Regio-Journal