Bremen plant, Steinwüsten per Gesetz zu verbieten, wie es bereits in anderen Städten der Bundesrepublik umgesetzt wurde. Es soll „der schleichenden Verschotterung der Vorgärten einen Riegel vorgeschoben werden.“ heisst es von Bremens Umweltsenator. Unsere Thalia hat sich mit dem Thema auseinandergesetzt. Was sie dazu meint, lesen Sie in ihrer satirischen Kolumne:
„Im Grunde hatte ich die Hoffnung schon aufgegeben… nach den englisch getrimmten Rasen, die gefühlt mindestens viermal pro Woche rasiert werden mussten- nicht einmal ein drei Tagebart wurde ihnen zugestanden- wurden unsere ordnungsliebenden und praktisch veranlagten Mitbürger über Nacht steinreich. Nein, nicht das Lottosystem wurde geknackt und auch nicht der Sehnsucht nach einer Trekkingtour in die unkrautfreie Zone der Wüste Gobi gefrönt, ganz im Gegenteil, man ließ sich ganz hipp nach den Vorschlägen der Gartenarchitekten, den Vorgarten mit Steinen jeder Größe und Couleur verschönern. Einmal dort gelandet, werden sie akribisch angeordnet und geben dem Garten ein ganz neues Gesicht. Rasenmähen war gestern, Unkraut jäten auch, heute braucht man nur Wasser, eine Zahnbürste, einen Knieschutz und Unkrautvernichtungsmittel, um die Gärten in voller Schönheit erblühen… ähmmmm… erstrahlen zu lassen. Das durch unsachgemäßes Ausbringen der Steine aufkeimende Unkraut kann bequem mit Unkrautvernichter eliminiert werden. Und die jährliche Reinigung der Kiesel von Ablagerungen wird eben mit der Zahnbürste vollzogen. So kann man lärmfrei und schon fast meditationsähnlich, frische Luft tanken und der den Deutschen nachgesagten Reinlichkeit frönen. Was will man mehr?
Doch nun heute ein Eklat: Ein Aufschrei geht durch die Republik- Bremen will Schotterbeete verbieten! Wie es dazu kommt, lässt mich nur mutmaßen. Bestimmt hat die Hansestadt eine Beteiligung an den Rasenmäher- oder Rasensaatgutwerken der Nation, und sieht ihre Einnahmen gefährdet. Der Stadthaushalt steht deshalb kurz vor dem Kollaps. Anders kann man dieses Verbot nicht erklären. Denn wer braucht schon all dieses langweilige Grün, wenn man fein säuberlich angeordnete, farblich scharf abgegrenzte Gartenträume schaffen kann. Wer braucht Insekten, die umherschwirren und versehentlich auch Unkraut bestäuben? Niemand, denn man kann ja alles im Supermarkt kaufen oder im Internet bestellen.
Ich frage mich nur noch eines: wozu haben tierliebenden Mitmenschen ein Insektenhotel in der Steinwüste platziert? Ach, das ist ja ganz klar! Das Hotel gab es im Sonderangebot im Baumarkt oder sogar im Supermarkt und man will ja unbedingt etwas Gutes tun. Aber bitte pflegeleicht!“