Es ist schon verrückt. Die USA verfügen nach eigenen Angaben über klare Informationen über einen bevorstehenden Einmarsch Russlands in die Ukraine. Zur Faktenlage sei gesagt: Nur wenige Kilometer vor der Ukrainischen Grenze hat Russland mehr als 100.000 Soldaten und Kriegsgerät zusammengezogen, Schiffe in Stellung gebracht und regelrecht das Nachbarland eingekreist.
Hierfür braucht es keinen Militärgeheimdienst. Gleichzeitig kündigte Russland seit längerem große Manöver auf eigenem Grund und Boden an und sagt gebetsmühlenartig, dass man der Ukraine nichts böses will.
Dass diese Aussagen nach der Annektion der Krim nicht geglaubt werden, ist verständlich. Doch was hat Russland bis jetzt in dem Konflikt tatsächlich „schlimmes“ gemacht? Noch gar nichts.
Und selbst der ukrainische Präsident Selensky warnte mehrfach in Richtung Westen, man solle den Krieg nicht herbeireden.
Gleichzeitig rüstet der Westen, allen voran die USA, die Ukraine weiter auf. Waffen, Fahrzeuge, gefährliche Panzerabwehrraketen der neusten Generation und vieles mehr.
Deutschland lieferte Helme und wurde dafür verspottet. Die Frage ist, ob durch die Lieferung von Haubitzen, Panzern oder sonstigen Systemen auch nur ein Punkt von der Gefahrenskala genommen worden wäre.
Wie kann man der Meinung sein, das Waffengewalt Probleme löst?
Auch Bundeskanzler Olaf Scholz schweigt über potenzielle Maßnahmen im Falle eines Einmarsch der Russen in die Ukraine. Man werde harte Antworten finden. Dass NordStream 2 dazugehört, ist klar.
Doch was hat der Westen bisher getan, um eine Eskalation zu vermeiden? Hat man auch nur einen Schritt auf Russland zugemacht? Eine NATO-Osterweiterung wurde ausgeschlossen – vor vielen Jahren bereits, seitdem hat man sich aber immer weiter in Richtung Russland ausgebreitet und auch mit der Ukraine verhandelt man.
Stattdessen Kriegspropaganda in nahezu allen Medien. Man hatte das Gefühl, dass gerade die deutschen Medien sichtlich Spaß daran hatten, einen Krieg herbeizuschreiben. Allen voran wieder einmal die BILD.
Und selbst die uns betreuende Nachrichtenagentur lies sich ab und zu hinreißen, das Thema vielleicht zu häufig zu spielen.
Vielleicht sollten sich „die Medien“ auch hierüber mal Gedanken machen.
Übrigens: Um 9:45 Uhr des 15. Februar – ein Tag vor dem angeblichen Einmarsch der Russen, beginnt der Truppenabzug. Nach Angaben des russischen Verteidigungsministeriums hätten die Einheiten aus dem Süden und Westen Russlands „ihre Aufgaben erfüllt“ und würden sich noch am heutigen Tag in Richtung ihrer Militärbasen auf den Weg machen. Teile der Manöver seien bereits abgeschlossen, andere stünden kurz vor dem Abschluss. Dennoch werden auch weiterhin größere Militärübungen durchgeführt.
Die Sprecherin des russischen Verteidigungsministeriums schrieb auf Facebook, der 15. Februar werde „als Tag des Scheiterns der westlichen Kriegspropaganda in die Geschichte eingehen.“
Und die vielleicht wichtigste Info kam vor wenigen Minuten durch das ukrainische Außenministerium: „Es ist uns und unseren Verbündeten gelungen, Russland von einer weiteren Eskalation abzuhalten“, so Außenminister Dmytro Kuleba am Dienstag in Kiew. „Es ist bereits Mitte Februar, und Sie sehen, dass die Diplomatie weiter funktioniert.“
Ob Russland ernsthaft beabsichtigte, in die Ukraine vorzustoßen, wird vermutlich fraglich bleiben. Ob man jedoch blind gehorsam Amerikas – bis heute in der Öffentlichkeit unbelegten – Geheimdienstnachrichten glauben sollte (nach den bereits in vorherigen Kriegen fatalen Falschbehauptungen), ist zumindest fraglich.
Und ob die Medien für ihre Klicks weiterhin auf Hiobsbotschaften setzen sollten, müsste auch überdacht werden.
Kolumnenhinweis
Bei diesem Artikel handelt es sich um eine Kolumne des genannten Autors. Bei, in der der Redakteur seine Meinung äußert. Diese muss nicht mit der des Verlages übereinstimmen.