KI erlebt nicht nur in Deutschland einen Boom
Europaweit etablieren sich immer mehr KI-Startups, die den Hype um die neue Innovation für sich nutzen möchten. Sie stammen aus unterschiedlichsten Branchen und legen den Fokus darauf, was von Verbrauchern, aber auch B2B-Unternehmen am stärksten gebraucht wird. Ein gutes Beispiel führt uns nach Dänemark. Das Startup Mindway AI hat sich auf den Glücksspielsektor fokussiert und ein System entwickelt, mit dem die Erkennung von Spielsucht beschleunigt und verbessert wird. Damit wäre es KI-gesteuert künftig möglich, bei renommierten Anbietern wie dem Casino777 noch sicherer zu spielen.
Das Pariser Unternehmen Contentsquare konnte sich ebenfalls innerhalb kürzester Zeit einen Namen in der Software-Entwicklung machen und hält sogar einen Rekord. Die Summe der bisher eingesammelten Gelder liegt bei insgesamt 1.270 Millionen Euro. Damit liegt Contentsquare rund 50 % über dem Finanzierungswert von Graphcore, einem KI-Unternehmen aus Bristol mit Fokus auf Halbleiter.
Um erfolgsversprechende Projekte zu sehen und deren Wachstum zu beobachten, ist der Blick in die Ferne gar nicht zwingend nötig. Auch das Saarland ist voll auf KI-Kurs und unter anderem die nachfolgenden sieben Unternehmen sind von Bedeutung:
1. The Captury setzt auf markerlose Motion-Capture-Technologie
Mit Hauptsitz in Saarbrücken ist The Captury ein Unternehmen, das auf die präzise Erfassung von Gesichtsausdrücken, Fingerbewegungen und Körperbewegungen setzt. Herausragend dabei ist, dass keine traditionellen Marker benötigt werden. Zum Einsatz kommen die Entwicklungen in unterschiedlichen Branchen, angefangen bei der 3D-Spieleentwicklung bis hin zu visuellen Effekten für Filmen. Ein Startup, dass den Weg bis nach Hollywood geschafft hat und sich mit den individuellen Lösungen ein Alleinstellungsmerkmal erschaffen hat.
2. Saarlands Gastronomen profitieren von Fast-Dine
Schnelligkeit ist das A und O in der Gastronomieszene, insbesondere nachdem die Pandemie zu herben finanziellen Einbußen geführt hat. Das aus Saarbrücken stammende Startup Fast-Dine handelte schnell und entwickelte eine digitale Lösung für einfache Bestellorganisation. Dank der Systeme war es schon während Corona möglich, Essen vorzubestellen, zur Abholung oder zur Auslieferung zu ordern. Nachdem die Eröffnung von Restaurants wieder gestattet wurde, blieb Fast-Dine am Bein und entwickelte Tools, die den Arbeitsaufwand in der Gastronomie reduzieren. Hierfür sorgen die intelligente Planung der Laufwege und eine optimierte Tischauslastung.
3. Bitahoy bringt mehr Sicherheit ins smarte Zuhause
Die Umsätze mit Smarthome-Systemen steigen weltweit an und parallel dazu erhöht sich auch der Bedarf an Sicherheit. Das hat sich Bitahoy zunutze gemacht und mit Smartsphere ein Konzept für mehr Schutz entwickelt. Sämtliche intelligenten, mit dem Heimnetzwerk verbundenen Geräte werden vor Angriffen und Bedrohungen aus dem Internet geschützt. Dabei setzt Smartsphere auf fortschrittliche Algorithmen der KI, um das Verhalten der verbundenen Geräte permanent zu überwachen und Anomalien zu erkennen. Cyberangriffe lassen sich dadurch besser abwehren und das smarte Zuhause gewinnt an Sicherheit.
4. Das Projekt Clinnova soll bei weiteren Pandemien schützen
Während der Corona-Pandemie wurden Landesgrenzen geschlossen und Fahrten ins benachbarte Ausland stark reduziert. Wer im Nachbarland arbeitete, stand plötzlich vor einer großen Herausforderung. Um das künftig zu verhindern, wurde die Initiative Clinnova ins Leben gerufen. Dieses Projekt ist in der Lage, verfügbare Medizindaten in Echtzeit zu analysieren und so für die Zukunft Lehren aus der vergangenen Corona-Notlage zu ziehen. Ein weiteres Ziel ist es, die Interoperabilität von Daten zu gewährleisten, um bei Gesundheitskrisen mit den internationalen und nationalen Regionen zusammenzuarbeiten.
5. Individuell abgestimmte Therapien mit Smart Implants
Künstliche Intelligenz ist eine bedeutende Entwicklung für die Synergien zwischen Materialtechnik, Innovation und Wissen. Im Saarland geht man den neuen Weg – weg von der Standardbehandlung hin zur individuellen Therapie für jeden Patienten. Hierfür arbeiten das Zentrum für Mechatronik und Automatisierungstechnik, der DFKI und die Universität des Saarlandes zusammen. Das Ziel ist es, neue Innovationen für die Heilung von Weichteilen und Knochen zu entwickeln.
Bei bisherigen Behandlungsansätzen werden persönliche Faktoren kaum berücksichtigt, es wird nach Schema-F behandelt. Smart Implants kann und wird hier für eine Revolution sorgen. KI-gesteuerte Implantate kommunizieren die Heilungsdaten der behandelten Person und sorgen gleichzeitig dafür, dass der Frakturbereich optimal heilt.
6. Modernes Assistenzsystem für optimierte Augengesundheit
Die im Sulzbachtal ansässige Klinik für Augenheilkunde gehört mit der Universität in Saarbrücken und dem DFKI zu den wichtigsten Forschungspartnern von Opthalmo AI. Die Koordinationshoheit liegt beim Fraunhofer-Institut für Biomedizinische Technik. Dieses Assistenzsystem wird in der Medizin einen wichtigen Beitrag leisten, um mithilfe klinischer Daten und bildgebender Verfahren die passende Diagnose zu stellen. So lassen sich dann optimale Therapiemöglichkeiten finden, die auf den einzelnen Patienten zugeschnitten sind. Mithilfe eines integrierten Visualisierungstools ist Feedback möglich, sodass die von der KI gestellten Diagnosen transparent und verständlich einsehbar sind.
7. Sematell ist die saarländische Konkurrenz zu ChatGPT
Kundenservice ist eine Herausforderung für Angestellte und Kunden. Wer hat nicht schon einmal in der Warteschleife gesteckt und durfte sich mit unangenehmer Musik auseinandersetzen? Das Startup Sematell hat hierfür eine Lösung entwickelt. „Reply One“ ist der Chatbot, der sich um schriftliche Anfragen kümmert. Servicemitarbeiter haben so die Möglichkeit, sich bereits auf das Gespräch vorzubereiten und Kundenanfragen noch schneller zu beantworten. Schon jetzt sind über 150 Unternehmen aus Deutschland, der Schweiz und Österreich angeschlossen. Der Chatbot wurde so entwickelt, dass er Anfragen vorsondiert und sogar in der Lage ist, einige davon selbstständig zu beantworten.
Fazit: Das Saarland bringt jede Menge Innovation
Obwohl das Saarland flächenmäßig das kleinste Bundesland Deutschlands ist, etabliert es sich immer mehr zur KI-Hochburg. Verschiedene Projekte und Einrichtungen unterstützen den Fortschritt und auch für die ansässigen Startups stehen die Zeichen auf Weiterentwicklung. Ein Bild, das sich auch über die Grenzen des Saarlands hinaus vielerorts zeigt. Künstliche Intelligenz ist angekommen und wird in den nächsten Jahren viel Veränderung bringen.
Das könnte auch den Arbeitsmarkt im Saarland betreffen. Während Automatisierung vielerorts Jobs „überflüssig“ macht, gibt es andernorts die Möglichkeit, neue Berufsbilder zu etablieren. So könnten die jetzt schon wachsenden KI-Startups in Zukunft eine wichtige Rolle als Arbeitgeber spielen.