Mit dem Aufkommen von Münzen war damit auch das Zocken um Geld geboren, das seitdem ungebrochene Faszination auf sämtlichen sozialen Schichten und Demografien ausübt. Doch was genau macht aus psychologischer Sicht das Spiel um Bares so attraktiv? Erhofft man sich tatsächlich den großen Reichtum, oder beruht die Liebe zu Casinospielen und Sportwetten eher auf Glücksgefühlen, die dabei ausgelöst werden? Und wie hoch stehen die Chancen, dass man mit klassischen Spielen wie Poker tatsächlich einen Lebensunterhalt verdienen oder gar reich werden?
Wer gerne ins Casino geht oder begeistert online zockt, mag wissen, dass sie selten zum großen Reichtum führen. Wer vernünftig und mit einem verantwortungsvollen Budget spielt, wird immer mal wieder einen schönen Gewinn davontragen, der an einem Spielerwochenende in Vegas durchaus beachtlich sein kann. Zum großen Vermögen, mit dem man in Rente gehen oder immerhin den nächsten Urlaub finanzieren kann, kommt es jedoch eher selten. Wer einen Abend in der Spielbank verbringt, mag zwar hoffen den Jackpot zu knacken, doch die Faszination des Spielens liegt nicht allein beim Geldgewinn. Das vieldiskutierte Thema Spielsucht beschäftigt sich ebenfalls stark mit der Psychologie hinter dem Spielen um Geld und den damit verbundenen Glücksgefühlen, die durch Hormone wie Dopamin und Adrenalin ausgelöst werden.
Der Drang zum „Gewinn“ ist einfach menschlich, wie sehr jeder einzelne Mensch eine „Spielernatur“ besitzt, ist jedoch individuell ganz verschieden. Im Interview mit dem Schweizer Magazin „Blick“ erklärte Online-Casinobesitzer Hans-Ueli „Joegi“ Rihs: „Menschen mit Spielernatur gehen Dinge mit Leichtigkeit an und haben so mehr Freude und weniger Stress.“ Und wenngleich man im Casino um Geld spielt, stehe das an einem Roulette-Tisch nicht im Vordergrund, mehr zähle die Unterhaltung und das Vergnügungs-Moment. Doch was genau macht dieses Vergnügen aus, wenn nicht die Hoffnung auf den großen Geldgewinn?
Empfunden wird dies nicht nur im Kopf, sondern auch im Herz wie auch auf der Haut: der Herzschlag nimmt in üblicherweise gesundem Rahmen an Frequenz zu, die Hautleitmessung weist ebenfalls gesteigerte Werte auf, und dies bereits bei der Aussicht auf einen Gewinn. Studien, die Spieler bei Glückspielen mittels Magnetresonanztomographie untersuchten, wiesen nach, dass bei Gewinnen das Belohnungszentrum es Gehirns aktiviert wurde, und das unabhängig davon, ob die Probanden „Spielernaturen“ und regelmäßigen Spielgewohnheiten besaßen oder nicht.
Spielen um Geld hebt damit die Stimmung – sei es bei Echtgeld Poker, Zocken an Automaten oder bei Sportwetten, und dieses Gefühl wird ausgelöst, bevor man weiß, ob man gewonnen hat oder nicht. Konkret bedeutet dies, dass Spielen um Geld einfach Spaß macht und glücklich stimmt, ganz unabhängig davon, ob man am Ende tatsächlich mit einem Gewinn dasteht oder nicht. Genau deshalb steht es oftmals im Verruf abhängig zu machen– Spielsüchtige suchen diesen Reiz und Dopaminrausch ständig und handeln dabei nicht länger finanziell verantwortungsvoll. Für wen Glückspiele jedoch tatsächlich eine Gefahr darstellen und bei wem es bei harmloser Unterhaltung bleibt – auch das wurde bereits eingehend untersucht. In der Regel spielen weitaus mehr und oft tiefgründige Faktoren eine Rolle. Genetische Veranlagung kann manche Menschen eher gefährdet machen als andere, auch traumatische Erlebnisse in der Vergangenheit, psychische Erkrankungen, Lebenskrisen wie Scheidungen oder Todesfälle, Alkohol- oder Drogenkonsum sowie niedriges Selbstgefühl erhöhen das Risiko, dass der Hormonrausch zwischen Dopamin und Adrenalin abhängig macht.
Im Vergleich dazu steht die Frage, ob Glückspiel um Geld denn nun wirklich reich machen und gar zum Beruf werden kann. Der Reiz ums schnelle Geld besteht immer, doch manche Casinospiele bieten bessere Chancen als andere – eben genau die, die eher mit Übung und Strategie gewonnen werden können als mit reinem Glück. Poker gilt beispielsweise im juristischen Sinne nach wie vor als Glückspiel, wird jedoch erwiesenermaßen eher von Spielern gewonnen, die strategisch schlau spielen, weshalb es auch auf großen Turnieren wie der World Series of Poker ausgetragen wird. Nur wenige schaffen es jedoch damit ihren Lebensunterhalt zu verdienen, und Profispieler wie der Deutsche Fedor Holz, der 2019 in einem Turnier mehr als sechs Millionen Dollar gewann, verbrachten viele Jahre damit ihr Spiel zu perfektionieren.